11. Oktober 2017

+++ Update 15. Juni 2020 – Die Burg Wernberg hat den Hotel- und Gastrobetrieb eingestellt +++

Zugegeben, ein bisschen skeptisch war ich ja schon, als mich die Einladung ins Relais Chateau Hotel Burg Wernberg erreichte. Fünf Sterne, dazu ein Zwei-Sterne-Koch – ob das nicht fast ein bisschen viel des Guten ist? Um es vorweg zu nehmen: Ist es nicht. Burg Wernberg als wedding location ist einfach nur großartig, wenn ich das hier mal unter dem frischen Eindruck unseres Aufenthaltes durchaus ein wenig schwärmerisch konstatieren darf. Und nein, das schreibe ich nicht, weil es vielleicht die Höflichkeit gebieten würde nach einer solchen Einladung, sondern weil ich es wirklich so meine. Ein paar Kritikpunkte gibt es natürlich auch, auf die ich euch beim folgenden Rundgang gern hinweise, aber das Gesamtpaket ist einfach magisch. Die Atmosphäre dieser Jahrhunderte alten Mauern, die Stille der Natur rundherum, die Panoramablicke über die weite Landschaft der Oberpfalz, der aufmerksame Service, die freundlichen Angestellten des Hauses, das Essen – ach, dieses Essen!

Ähnlich ging es übrigens auch einer Fotografin aus München, die zufällig zeitgleich mit einer mexikanischen Hochzeitsgesellschaft vor Ort war. Sie erzählte mir später von einer grandiosen Party bis in die Morgenstunden und dem sensationellen Festmenü. Für mich war nach unserem Aufenthalt klar: Burg Wernberg bietet eine solch breite Palette an Möglichkeiten für Ja-Sager, dass ich sie euch einfach vorstellen muss. Wenn ihr sehen wollt, wie andere Paare dort geheiratet haben, dann schaut unbedingt in dieser Galerie vorbei. Wie ich mir eine Hochzeit dort vorstellen würde, das erzähle ich euch am Ende dieses Artikels, wenn ich euch all die Winkel und Ecken des alten Gemäuers gezeigt habe.

 

Entspannte Anreise und erster Eindruck

Aber lasst uns von vorne beginnen: Rund eine Stunde fährt man von Nürnberg aus, rund zwei Stunden rauschten wir von München aus in die Oberpfalz, zwei aus Autofahrersicht geradezu meditative Stunden. Denn wenn ihr wie wir Autobahnen eigentlich nur als frustrierenden Megastau kennt, dann fühlt sich die Reise über die kaum befahrene A93 an wie eine gemütliche Bahnfahrt. Entsprechend entspannt erreichten wir Wernberg, ein gemütliches Örtchen ohne besondere Attraktionen. Schon von weitem ragt die auf einer Anhöhe thronende Burg über die Landschaft. Eine schmale, steile Straße windet sich hinauf, und dann liegt sie da, die Burg, erst vor wenigen Jahren aufwändig generalsaniert, ein historischer Bau aus dem 13. Jahrhundert, auf den letzten Metern zu erreichen nur über eine Holzbrücke. Sie führt über den alten Burggraben, der sich heute als romantischer Park präsentiert.

 

Standesamt, Kirche, Festsaal, Hotel – alles an einem Ort vereint

Die Location bietet so ziemlich alles, was es für eine moderne Hochzeit braucht: Ein burg-romantisches Standesamt-Zimmer, einen schloss-lieblichen Saal für freie Trauungen mit Blick über die weite Landschaft der Oberpfalz und Panorama-Terrasse, eine von Kirschbäumen gerahmte Wiese für freie Trauungen im weitläufigen Burggraben, das kleine Burg-Kirchlein fürs kirchliche Ja, einen großen Festsaal, Hotelzimmer für rund 50 Gäste, mehrere Suiten und natürlich die sensationellen Fest-Menüs aus der Küche von Zwei-Sterne-Koch Thomas Kellermann. Bereit für einen Rundgang?

 

Gästezimmer und Suiten

Man muss klassische, pompöse und mitunter in ihrer barockisierenden Pracht überladene Zimmer schon mögen und sich auf den Burgcharakter einlassen, den die Innenarchitekten jedem einzelnen Raum verliehen haben. Wenn ihr eher der Typ Minimalist seid, dann werdet ihr es schwer haben, euch mit Burg Wernberg anzufreunden. Himmelbetten, wie die Zinnen einer Burg verlegte Badkacheln, Holzböden, Möbel zwischen Barock, Empire und Jugendstil, Kronleuchter, goldfarbene Spiegel, Teppiche, in der Hochzeitssuite gar Wandmalereien: Das Burg-Thema ist in jedem Zimmer präsent, vom Standard-Raum bis zu den Suiten. Selbst das Gefäß des Macarons-Betthupferls erinnert mit seiner spitzen Glasglocke an mittelalterliche Spitzhüte.

 

Ein Herrenzimmer fürs getting ready

Das Herrenzimmer mit Klavier und klassischer Chesterfield-Ledergruppe liegt zwischen der Hochzeitssuite und dem Raum, der für standesamtliche Trauungen vorgesehen ist. Eine Tür führt zudem hinaus auf den Laubengang, von dem aus der Blick in den Burg-Innenhof fällt – übrigens ein weiterer möglicher Ort für den Empfang nach dem Ja. Beim Anblick des Herrenzimmers schoss mir unmittelbar das Bild einer Whisky-Bar durch den Kopf wie ich sie euch hier und hier vorgestellt hatte. Mein Tipp: Während Braut sich in der Suite mit ihren Bridesmaids aufhübscht und das Getting Ready mit Schampus zelebriert, könnte ihr künftiger Göttergatte mit seiner Entourage gepflegt mit Whisky auf den Tag anstoßen.

Der standesamtliche Trau-Saal

Eine alte, holzvertäfelte Decke, antikes Mobiliar, saniertes Fachferk: Der Fürstensaal, in dem die standesamtlichen Trauungen stattfinden, bietet Platz für eine kleine Gesellschaft von bis zu 30 Personen.

Das Burg-Kirchlein

Auch das ist auf Burg Wernberg möglich: Katholische Trauungen in der Burgkirche. Maximal 50 Personen passen auf Bänke und Empore. Tipp für alle, die eine kinderreiche Gästeschar haben: Die Holzfenster auf Höhe der zweiten Empore lassen sich öffnen, dahinter liegt ein breiter Gang. „Viele Paare nutzen diese Möglichkeit, um den Kindern einerseits einen spannenden Blick auf das Geschehen zu geben und den Eltern gleichzeitig den Stress zu nehmen, während der Trauung mit einem jammernden Kind die Kapelle verlassen zu müssen“, sagt Burgherr Johannes Lehberger. Auf diese Weise sind theoretisch auch bis zu 70 Gäste möglich. Dann allerdings müssen einige von ihnen stehen: oben an den Fenstern, von denen aus sie allerdings einen wunderbaren Blick auf die Trauung haben.

 

Für kleine Gesellschaften: Die Kapelle

Nichts finde ich persönlich bei Hochzeiten unromantischer als zu große Kirchen, in denen kleine Gesellschaften ein wenig verloren wirken. Neben dem Kirchlein gibt es auf dem Gelände von Burg Wernberg aber auch noch eine kleine Kapelle. In ihr können Gesellschaften bis 20 Personen eine besonders intime Trauung feiern.

 

Der Prunksaal: Platz für freie Trauungen und wilde Partys

Der Kaminsaal ist der Raum für alle, die in einer freien Trauung Ja sagen wollen und denen der Wettergott einen Strich durch die Rechnung mit der romantischen Zeremonie im Park des Burggrabens gemacht hat. Hell und weit und einer Trauung würdig ist er, dieser Raum, der mit seiner weißen Decke, den goldfarbenen Kronleuchtern und Spiegeln und dem kunstvollen Parkett eher an einen Schloss-Saal als den Raum in einer Burg aus dem 12. Jahrhundert erinnert. Maximal 70 Gäste passen hinein. Wer lediglich wegen kalter Temperaturen nach drinnen ausweichen musste und keinen Regentag erwischt hat, für den bietet die große Terrasse eine schöne Möglichkeit für Sektempfang oder einen Teil der Paarfotos.

 

Freie Trauung: Der romantische Park im Burggraben

„Der beste Monat für freie Trauungen ist bei uns ganz klar der Mai“, erzählt Johannes Lehberger bei unserem Rundgang. „Dann nämlich blühen die Kirschbäume! Dazu die Rosen – es ist einfach ein Traum.“ Weil im Herbst aber nun einmal keine Kirschbäume blühen, kamen wir zwar bei unserem Besuch nicht in den Genuss dieses Anblicks. Burgherr Johannes Lehberger aber hat die blühende Pracht im Frühjahr fotografiert: Ihr seht sie auf einem der Bilder folgenden Bilder.

Ich persönlich fand ja eine andere Stelle noch einen Deut romantischer, die wir auf unserem Weg rund um die Burg entdeckten. Denn der Park und der Graben führen einmal um das alte Gemäuer herum – dutzende Stellen bieten sich dort für Paarfotos an! Jedenfalls entdeckten wir auf der anderen Seite der Brücke eine Stelle, an der die Natur ein wenig wilder vor sich hinrankt als entlang der angelegten Terrassen. Ein Trautisch dort unter den mächten Ästen knorriger Bäume mit Blick auf Farne und Efeu, das sich wild und scheinbar ungezähmt die Burgmauern emporschlingt – wenn wir auf Burg Wernberg geheiratet hätten, wäre das vermutlich unser Lieblingsort gewesen.

Der Fürstensaal: Platz für ein Gourmet-Festessen

1480. Das ist die Zahl, die jemand vor hunderten Jahren in die Mitte der alten Holzdecke geritzt hat. Der Festsaal zählt zu den ältesten Teilen der Burg, die sich über die Jahrhunderte in zahlreichen Bauphasen entwickelt hat. Wenn ihr mehr über die wechselvolle Geschichte von Burg Wernberg zwischen böhmischem Lehen, Truppenlager und Gefängnis erfahren wollt, schaut doch mal hier vorbei.

Der Fürstensaal jedenfalls ist wohl eines der schönsten Ergebnisse der jüngsten Generalsanierung: Schlicht und modern auf der einen Seite, gemütlich und voller Geschichte auf der anderen. Maximal 70 Personen können hier nach allen Regeln der Kunst tafeln. Und wenn ich sage tafeln, dann meine ich auch tafeln: Das, was die Küche von Zwei-Sterne-Koch Thomas Kellermann da an Hochzeitsmenü auffährt, lässt sich auch mit bestem Catering und noch so guter Küche anderer Locations schwer vergleichen. Auch die Fotografin, von der ich euch bereits eingangs erzählt hatte, sagte rückblickend, sie habe wohl noch nie so gut bei einer Hochzeit gegessen.

 

Das Essen: Eine Offenbarung

Nun konnten wir uns freilich nicht über das Hochzeitsmenü hermachen, dafür saßen wir zeitgleich im Restaurant der Burg und verschmausten ein Fünf-Gänge-Menü aus der Sterneküche. Was soll ich sagen? „Der Hammer!“ wäre vielleicht ein wenig zu salopp formuliert angesichts dieser Kunst, andererseits: wenn es doch genau das ist, was wir dachten? Aber lasst es mich vielleicht doch etwas gewählter ausdrücken: Das Essen aus der Küche von Thomas Kellermann ist schlicht ein Gedicht. Jeder einzelne Happen offenbart geradezu eine Explosion an Geschmäckern und Konsistenzen. Falls ihr noch nie in einem Sternerestaurant essen wart oder es euch bislang schlicht nicht getraut habt: Nur zu! Die Atmosphäre ist weit entspannter, als ihr euch das vielleicht vorstellt. Abendgarderobe? Steif hinter euch stehende Kellner? Fehlanzeige! Und die einzelnen Gänge? Ja, die Portionen sind klein – bei fünf Gängen und fünf kleinen Grüßen aus der Küche zwischendurch aber reichlich bemessen. Im Unterschied zu so manch anderer Sterneküche sind die Gerichte auch tatsächlich als solche zu erkennen. Fischfilet sieht aus wie Fischfilet, Avocadoscheiben wie Avocadoscheiben und Radieschen wie Radieschen. Also keine Berührungsängste bitte!

Übrigens: Starallüren kennt Thomas Kellermann trotz seiner bundesweiten Bekanntheit in keiner Form. Wenn ihr wollt, könnt ihr euer individuelles Hochzeitsmenü natürlich auch persönlich mit dem Meister besprechen. Wo ist das schon möglich?!

Was gibt’s zu kritisieren?

Nach dem Essen schlenderten wir über den romantisch erleuchteten Innenhof zurück zu unserem Hotelzimmer und ließen den Tag Revue passieren. Als Hochzeitslocation hat uns Burg Wernberg mit all seinen Möglichkeiten voll und ganz überzeugt, von der Ankunft bis zum Frühstück – und das, obwohl wir uns eigentlich eher zur Spezies „modernes Design“ zählen. Will heißen: Die vielen Vorhänge und für Mitte Dreißigjährige doch gewöhnungsbedürftigen klassischen Stilmöbel und Antiquitäten sind zwar schön anzusehen, aber vielleicht nicht jedermanns Geschmack. Auch hätten wir uns von einem Fünf-Sterne-Hotel etwas modernere Bäder erwartet.

Wer mit einer Gesellschaft von mehr als 70 Personen feiern möchte, der hat es auf Burg Wernberg schwer. Allerdings ist diese Größe nach meinen Erfahrungen die ideale Gästezahl. 60 bis 80, mehr sind unübersichtlich. Mein Rat wäre daher: Fragt euch lieber einmal zu oft, ob der Kollege X wirklich dabei sein muss. Stellt euch vor, ihr schaut euch in zehn Jahren die Bilder eurer Hochzeit an: fragt ihr euch dann vielleicht, wer dieser komische Typ mit dem lila Sakko eigentlich war und wie der Himmel bloß hieß? Das sind die Kandidaten, die ihr getrost von eurer Gästeliste streichen könnt.

Bleibt die Frage: Was kostet es, in einem Fünf-Sterne-Hotel mit einem Menü aus der Küche eines Sternekochs zu heiraten? „Rund 20.000 Euro müssen die Paare für eine Gesellschaft mit 60 Gästen ansetzen – zumindest wenn die Feier in der Hochsaison an einem Wochenende stattfinden soll“, sagt Burgherr Johannes Lehberger und ergänzt: „In der Nebensaison, unter der Woche oder mit einer geringer Gästezahl ist da natürlich noch Spielraum nach unten!“ Das ist zwar nicht unbedingt ein Schnäppchen, verglichen damit, was eine Hochzeit aber realistischerweise in Bayern kostet, halte ich diese Summe – gemessen an der Location – aber durchaus nicht für abwegig.

Und was, wenn ihr keine 20.000 Euro habt, aber trotzdem von einer Burghochzeit träumt oder euch einfach gutes Essen unheimlich viel Wert ist? Dann wäre meine Empfehlung: Gästezahl reduzieren, vielleicht sogar nur mit dem engsten Kreis feiern, und so Kosten reduzieren.

 

Wenn Geld keine Rolle spielt: Drei Tage auf Burg Wernberg

Vielleicht habt ihr ja im Lotto gewonnen, einen richtig gut bezahlten Job oder schlicht reiche Eltern. Dann wäre das hier mein Ablaufideal von einer großen Hochzeitssause auf der Burg:

Tag 1: Ankunft, Frischmachen, nachmittags standesamtliche Trauung im engsten Familienkreis, abends Zwei-Sterne-Menü im Restaurant Kastell oder im eigens dafür hergerichteten Kaminsaal.

Tag 2: Frühstück mit der Familie mit Blick auf den Burggarten, Getting Ready, Hochzeitsfotos, Freie Trauung mit maximal 70 Gästen im Freien bei Vogelgezwitscher und Blätterrauschen oder im Kaminsaal. Festmenü im Fürstensaal, Party im Kaminsaal. Die abendliche Bar wird demnächst übrigens neu gestaltet und bildet künftig die gesellige Verbindung zwischen Kaminsaal und Fürstensaal. Übernachtung der meisten Gäste vor Ort. Die gesamte Burg gehört euch und eurer Gesellschaft exklusiv.

Tag 3: Gemütlicher Ausklang beim Frühstück mit allen Gästen.

 

Ablaufbesprechung und Ringe selberschmieden

Je nachdem, aus welcher Ecke Bayerns oder Deutschlands ihr anreist, liegt die Oberpfalz für euch vielleicht nicht gerade um die Ecke. Dennoch werdet ihr nach der ersten Besichtigung mindestens noch einmal vor Ort sein wollen, um Details persönlich zu besprechen. Warum also nicht gleich einen kleinen Urlaub daraus machen und als besonderes Erlebnis die eigenen Eheringe schmieden? In Kooperation mit der Goldschmiede Gruhle im nahen Weiden könnt ihr nämlich an einem Zwei-Tages-Workshop teilnehmen. Wir haben unsere Ringe zwar ganz klassisch von einer Goldschmiedin anfertigen lassen, allerdings weiß ich aus Berichten einer Freundin, was für eine schöne Erfahrung es ist, die Ringe selbst zu machen. Von meiner Seite aus kann ich euch daher nur empfehlen, euch das Angebot genauer anzuschauen.

 

Fotos: André Beaupoil/Hochzeitsgezwitscher (bis auf: Burggraben mit blühenden Kirschbäumen, Kapelle – beide Fotos: Burg Wernberg / Portrait Thomas Kellermann: Sabine Franzl)


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