Den meisten Brautpaaren wird vermutlich erst bewusst, welche Vielfalt sich hinter dem schnöden Begriff Hochzeitspapeterie verbirgt, wenn sie schon länger mit der Hochzeitsplanung beschäftigt sind. Wann im Leben macht man sich schließlich sonst Gedanken über die Gestaltungsmöglichkeiten von Reiswerf-Päckchen, Freudentränen-Kuverts und Gastgeschenk-Dankeskarten? Wir hatten unsere Einladungskarten bereits selbst tagelang gebastelt und verschickt, als mir dieses Heftchen von Project-Pinpoint in die Hände fiel. Darin stellen die beiden Gründerinnen und Schwestern Evi Strobl und Bettina Arnett ihre verschiedenen Papeterieserien vor. Ja, Himmel! Warum nur war es uns nicht vergönnt gewesen, vor der ganzen Bastel-Arie auf Project-Pinpoint zu stoßen?!
Die beiden Designerinnen haben sich mehrere Grundmuster einfallen lassen, die farblich variiert werden können. Ich schätze mal, es gibt nichts im Hochzeitspapeterie-Universum, das Evi und Bettina nicht realisieren: Save the Date-Karten, Einladungen, Menükarten, Namensschildchen, Kirchenprogramme, Reiswerf-Päckchen, Autoschleifen, Dankeskarten, Türschilder, Tischkarten… Ich wollte genauer wissen, was es mit Project-Pinpoint auf sich hat und habe mit Evi über die Passion für Hochzeitspapeterie gesprochen:
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Hochzeitspapeterie zu entwerfen?
Nichtsahnend haben wir die Papeterie „Mintage Vintage“ für unsere Freunde Maaiken und Christian entworfen. Es war für uns selbstverständlich, für die beiden eine kleine Marke zu entwickeln. Siegrid Cain hat all das fotografisch festgehalten. Schlussendlich landeten ihre zauberhaften Bilder auf einem Hochzeitsblog. Und wir bekamen plötzlich Anfragen! Schneller als erwartet hatten wir damit unseren ersten Kunden und schneller als erwartet mussten wir unsere ersten Rechnungen stellen. Wir gründeten also parallel unsere Unternehmen – ich in Salzburg und Bettina in den USA (San Antonio), weil sie damals mit ihrer Familie dort lebte. Ein Hochzeitsblog hat also quasi unser Leben verändert.
Wann war das – also, seit wann gibt es Project-Pinpoint?
Im April 2013 haben wir „Project-Pinpoint“ gegründet – unsere Website ging jedoch erst im November 2013 online. Da der Lebensmittelpunkt von Bettina bis vor kurzem in den USA lag, schauen wir uns vom großen Nachbarn so einiges für den europäischen Markt ab.
Wie kam es zum Namen „Project-Pinpoint“?
Der Name „Project-Pinpoint“ begleitete uns schon eine Weile. Wir haben immer von unseren gemeinsamen „Projekten“ geredet – das reichte vom Basteln von Kindergeburtstagseinladungen bis zum Entwerfen von Corporate Designs für Kunden. „Project“ war uns als Grafikerinnen somit sehr wichtig – das beinhaltet für uns ein durchdachtes und zielgerichtetes Konzept mit einem Anfang, aber euch einem Ende. Und „Pinpoint“ steht für die Stecknadel auf einer Landkarte. Sie symbolisiert die räumliche Distanz zwischen uns Schwestern, weil Bettina ja bis zum Herbst noch in den USA lebte. Gleichzeitig bedeutet es für uns, visuell auf den Punkt zu kommen und exakt zu arbeiten.
Hattet ihr davor auch schon beruflich mit Design zu tun?
Ja, wir waren schon vor „Project-Pinpoint“ hauptberuflich Grafik-Designerinnen. Bettina arbeitete lange bei einer Designagentur in Washington DC und ich hatte elf Jahre bei einem österreichischen Traditionsunternehmen den ehrenwerten Platz als Hausgrafikerin.
Was war der ausgefallenste Wunsch, den Kunden mal bei einem individuellen Design hatten?
Wir hatten ein Brautpaar, das komplett auf Papeterie verzichtet hat und alles online mit Hilfe einer Website und einer App kommunizierte. Wir haben das Design und die Website entworfen. Da wir großen Wert auf Nachhaltigkeit legen, war das ein perfektes Musterbeispiel für eine ökofreundliche Hochzeit.
Habt ihr ein „Bestseller“-Design?
Ja, eindeutig – „Minted Vintage“ ist der Favorit unserer Brautpaare. Wir durften dieses Set schon in jeder erdenklichen Farbe umsetzen. „Minted Vintage“ war auch das Hochzeitsdesign von unseren Freunden Maaiken und Christian – natürlich hängen wir daher auch emotional besonders daran und freuen uns immer riesig, wenn wir es nochmals in den Druck geben dürfen.
Ein kleiner Ausblick zum Schluss: Was sind eure nächsten Pläne?
Bettina ist gerade mit ihrer Familie von den USA nach Deutschland gezogen. Wir sind uns nun auch räumlich sehr nah. Gemeinsam arbeiten wir aktuell aufwändige Produktionstechniken wie Tiefdruck und Golddruck bei unseren Hochzeitssets ein. Die Umsetzung erfordert zwar nach wie vor sehr viel Handarbeit, aber immerhin muss nicht bei jedem Auftrag eine neue Druckplatte erstellt werden. Das erspart unseren Brautpaaren einiges an Kosten. Wir liebäugeln auch mit einem Online-Shop, der uns die administrative Arbeit etwas abnehmen und uns mehr Zeit zum Designen verschaffen würde. Im Zuge unserer Selbständigkeit haben wir zudem gelernt, mehr auf unser Bauchgefühl zu hören – das wollen wir unbedingt bei all den kommenden „Projekten“ beibehalten!
Fotos: Marie Bleyer, Siegrid Cain, Project-Pinpoint (Bilder 1-3) / Siegrid Cain (Serie: Minted Vintage, Bilder 4-7) / Project-Pinpoint (Serie: Lots of Polka Dots/The Classic, Bilder 8-15)