25. November 2014

Dekokonzept, Candybar, Ringdesign, nicht zu vergessen das Brautkleid: Vor lauter Vorbereitung der Hochzeitsfeier ertappe ich mich mitunter bei der Erkenntnis, dass der wirklich entscheidende Moment fast in Vergessenheit gerät. War da noch was vor der Feier? Ach ja, richtig, diese Kleinigkeit mit der Trauung, dieser Moment mit dem „Ja, ich will“ oder vielleicht auch „Ja doch, ja!“ oder vor Aufregung und Rührung geschluchzten „Jaaa“.

Dass dieser Moment bitte in eine möglichst emotionale, geigenverhangene, vogelzwitschernde und bienensurrende Zeremonie eingebettet sein möge, das hat sich meine blühende Fantasie schon alles recht hübsch zurecht gelegt. Nur, wie das in der Praxis aussehen wird, und vor allem, wie die richtige Stimmung aufkommen soll, darüber hängt noch ein gewaltiges Fragezeichen; bis mir der Zufall Caroline Hüttl vor die Füße wehte, eine Frau mit feinsinnigem Humor, ziemlich ansteckendem Lachen und sehr viel Sprachgefühl.

Caroline ist 36, frühere Radio- und TV-Moderatorin, Mutter und selbsterfahren im Ja-Sagen. Seit einigen Jahren hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Paaren den Moment der Momente zu versüßen: „Ich will, dass geweint wird. Und gelacht. Die Leute müssen unbedingt lachen“, sagt sie (und lacht). Caroline ist freie Traurednerin. Nicht freie Theologin. Freie Rednerin. Sie ermöglicht Paaren eine romantische Zeremonie ohne Glauben, Gott und Kirche.

Eine Zeremonie, so individuell wie das Paar

„Das Paar ist einfach frei, die Trauzeremonie so zu gestalten, wie es ihm gefällt“, sagt die Wahl-Münchnerin. „Theoretisch könnten die Leute alles neu erfinden, könnten experimentieren – aber die meisten haben dann doch eine klassische Vorstellung, wie das so ablaufen soll. Der Vater führt die Braut zum Bräutigam, es gibt eine Traukerze, einen Trauspruch und die Traurede, so in der Art.“

Nur eines will Caroline bei den von ihr organisierten Zeremonien unbedingt vermeiden: Pathos an der falschen Stelle. „Ich möchte verschiedene Gefühlsebenen ansprechen – aber das darf nie pathetisch wirken. Die Luft flirrt ja sowieso schon an diesem Tag vor Romantik.“ Es sind Sätze wie diese, die unter die Haut gehen, die das sprachliche Talent offenbaren, das da vor mir sitzt bei einem Cappuccino in der ungezwungenen Atmosphäre eines Münchner Cafés.

Das Spiel mit den Worten

Caroline spielt mit den Worten wie mit einem Ball, wirft sie hoch in die Luft und fängt sie mit einer Leichtigkeit auf, die beflügelt, begeistert, und ja, Emotionen weckt. En-passent, ohne großes Gehabe, mit charmanter Natürlichkeit.

Ich gebe zu: Eigentlich wollte ich mit ihr nur ein Interview für diesen Blog über das Wie und Warum einer freien Trauung führen, doch ich ertappe mich bei der Überlegung, ob ich meinen Verlobten nicht ganz dringend auf einen weiteren Cappuccino mit Caroline überreden sollte.

Sechs Stunden Cappuccino-Trinken

Ich frage erstmal nach, wie so eine Planung für eine solche Zeremonie denn abläuft. Im Wesentlichen, sagt Caroline, werde dabei vor allem eines: geredet. Rund sechs Stunden insgesamt bei zwei Vorbereitungstreffen, über den Einzug des Paares, die Paargeschichte, das Jawort und den Ringwechsel, den Entwurf eines Trauversprechens, die Mitwirkung von Familienmitgliedern, mögliche Rituale, Musik – und ganz wichtig: Das, was bitte bloß nicht angesprochen werden soll. Schließlich soll das Brautpaar nicht gemeinsam vor peinlicher Berührung vor den versammelten Gästen im Boden versinken.

Mittlerweile haben draußen die Straßenlaternen begonnen zu leuchten und in den Tassen vor uns auf dem Tisch trocknen die letzten Schaumreste. Als wir das Café verlassen, rechne ich bereits aus, wie viele Cappuccini mein Verlobter und ich wohl in sechs Stunden fähig wären zu trinken.

Fotos: Blende 11/Darren Jacklin/Blende 11

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  1. So eine Hochzeit zu fotografieren macht echt Spaß! Ich hatte letztes Jahr gleich zwei freie Trauungen im eigenen Garten. Und ich muss sagen, die ganze Zeremonie, die Gäste und das Brautpaar selbst sind einfach viel lockerer und fröhlicher drauf als bei einer kirchlichen Trauung. Ich hoffe, ich habe nochmal Gelegenheit solche tollen Feiern zu fotografieren!
    LG Nina

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