Eine Hochzeit auf dem Land! Da, wo es nachts stockfinster ist, weil keine nah gelegene Stadt mit ihren tausenden Straßenlaternen den Himmel anleuchtet! Da, wo sich kaum ein Autofahrer hin verirrt, außer, er weiß, dass ihn an diesem einen Ort etwas ganz Besonderes erwartet. Kilometerlang schlängelt sich die Straße durch nichts als Wald und Wiesen. Und dann liegt er da, der Einödhof Waldeck im Bayerischen Wald. Diese Hochzeit ist für mich ein herausragendes Beispiel für Stil – ohne Schloss und Oldtimer, mit Natur, Herz und Lebensfreude. Ja, ich habe mich restlos verliebt: in das Styling der Braut mit dem Kleid im Stil der Fünfziger Jahre und den frechen Highheels, in das pinke Farbmotto, in die Details, mit denen das Paar der gesamten Hochzeit eine optische Opulenz verlieh, die einem styled shoot ähnelt, in die Bildsprache, mit der die Fotografin Nadine Lorenz die Stimmung des Tages eingefangen hat.
Mein Tipp: Lasst euch von den Bildern inspirieren, achtet auf die Details: die pinken Highheels etwa oder die Sneaker, in denen die Füße auch bis in die Morgenstunden durchhalten; die pinken Burlington-Socken des Bräutigams (hatte ich erwähnt, dass ich eine schwäche für farbige Brautschuhe und Bräutigam-Socken habe?!); die rockige Brautjacke; die petit fours, die das Farbmotto so herrlich aufgreifen; die Herzballons; der Brautstrauß; die Location – hach, ich gerate ins Schwärmen…
Aber nicht nur ich bin von diesem Paar restlos begeistert, auch Nadine ging es kaum anders: „Die beiden waren so aufgeschlossen und gut drauf, dass mich das sofort mitgerissen hat. Wie die Braut auf ihren hohen, pinken Absätzen herumgetanzt ist, vom Bräutigam gedreht wurde, das war wirklich toll! Das Stilbewusstsein der beiden hat sich vom Outfit über den Brautstrauß bis zur Hochzeitstorte durchgezogen. Das ist die große Kunst für eine optisch stimmige Hochzeit und das macht auch für die Hochzeitsfotos enorm viel aus.“
Apropos Kunst: Du schreibst auf deiner Website, die Fotografie sei eine Kunst und jeder Künstler habe seinen eigenen Stil und seinen eigenen Kopf. Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Das ist schwierig zu beantworten. Denn Stil ist ja auch etwas, das Andere einem zuschreiben. Man selbst analysiert es gar nicht so, ich tue es zumindest nicht. Ich bearbeite meine Fotos so, wie es mir gefällt und so, wie es das Originalbild für mich noch ein wenig reizvoller macht, peppiger oder romantischer. Brautpaare müssen ihrem Fotografen da einfach vertrauen. Das ist das A und O. Ohne geht es nicht.
In welchen Bereichen deiner Fotografie kommt die Künstlerin durch? Am Hochzeitstag selbst muss man als Fotografin natürlich in erster Linie „funktionieren“ und „liefern“. Ich habe meinen Shootingplan im Kopf, die Wunschfotos des Brautpaars, die Momente, die ich auf keinen Fall verpassen darf. Da bist du wirklich wie eine Maschine, du rennst, verrenkst dich, springst über Bäche, kletterst auf Bäume für das optimale Foto. Meistens lebe ich das Künstlerische in den Zwischentönen aus, zum Beispiel beim Bildaufbau, beim Spiel mit dem Licht. Ich mag gerade Linien, Symmetrie und stimmige Posings. Bei der Bildbearbeitung achte ich darauf, dass alle Fotos wie aus einem Guss sind.
Fotos: Nadine Lorenz, Runding
Location: Einödhof Waldeck
Brautkleid, Faszinator, Anzug: Brautmoden Däullary, Dingolfing
Make-up: Kosmetikstudio L’Estetica, Carolin Völkl, Bad Kötzting
Frisur: Daniela Wührer, Drachselsried
Brautstrauß: Blumen M+M, Lam
Petit Fours: Bäckerei Hutterer, Cham
Ringe: Goldschmiede Dieterle, Regensburg