Kuchen?! Die will uns jetzt aber nicht im Ernst was von ner Kuchentafel bei der Hochzeit erzählen?! Doch, will sie. Genaugenommen ist der sweet table des Jahres 2016 nämlich nichts anderes als eine moderne Kuchentafel. Nur klingt sweet table eben einfach, sagen wir, distinguierter. Ok, ja, und natürlich ist so ein sweet table vielfältiger als die gute alte Kuchentafel: Mit Cake-Pops und Cupcakes und allerlei süßen Happen – wobei Cupcakes eigentlich auch schon nicht mehr angesagt sind. Womit ihr derzeit aber definitiv bei der Planung richtig liegt, ist Individualität. Und da habe ich neulich eine süße Entdeckung gemacht, die ich euch unbedingt vorstellen will: dieses Buch mit 50 nach Farben gegliederten Rezepten für Regenbogen-Tartes nämlich. Ich finde, das wäre doch durchaus mal eine Alternative für die süße Tafel – oder auch für herzhafte Häppchen zum Sektempfang. Als ich jedenfalls die Seiten umblätterte, hüpfte mein Hochzeitsbloggerherz immer höher: Nicht nur lecker, sondern auch teils recht ungewöhnlich liest sich das alles – und passt auch noch zu so jedem erdenklichen Farbkonzept. Alles schön und gut, werdet ihr vielleicht erwidern und fragen, was ihr jetzt aber mit nem Rezeptbuch anfangen sollt? Etwa auch noch 60 Tartes in der Woche vor der Hochzeit backen? Himmel, nein! Aber vielleicht habt ihr ja Familienmitglieder, die sich unbedingt in eure Hochzeit einbringen möchten, denen ihr aber schlecht sagen könnt: „Ach ne, Oma, lass mal stecken. Dein Kuchen passt nicht in unser Farbkonzept.“ Stattdessen könntet ihr aber entgegnen: „Mensch, toll, dass du uns unterstützen willst! Wir brauchen unbedingt noch jemand, der Zeit hat, Kiwitartes zu backen!“
Um die Sache mal auszuprobieren, habe ich mich gemeinsam mit meinem Mann an zwei Rezepte gewagt: Lachs-Zitrone und Passionsfrucht-Cheesecake haben es uns spontan angetan. In Farben ausgedrückt also: Rosa und Gelb.
Lachs-Zitrone-Tartes: Die herzhafte Schampus-Empfang-Begleitung
Das Rezept besteht im Wesentlichen aus drei Teilen: Dem Boden, dem Lachs und Crème Fraîche. Der Boden ist kein klassischer Tarte-Boden, sondern aus Blini-Teig, einer Art Pfannkuchenteig.
Mehl, Speisestärke, Backpulver, Joghurt, Ei, Crème Fraîche – alles zusammengemischt ergibt Ruckzuck den Teig. Ich war ja äußerst skeptisch beim Anblick dieser vom Löffel tropfenden Masse und der Vorstellung, wie sich daraus einigermaßen passable Böden formen lassen sollten. Die Autorin des Buches empfiehlt denn auch große, rechteckige Ausstechformen als Begrenzung. Da der Durchschnittshaushalt aber in der Regel nun mal nicht über die empfohlenen 14×11-cm-Förmchen verfügen dürfte, haben wir die Frei-Hand-Methode gewählt – was überraschend problemlos geht. Herz, Kreis, Rechteck – alles machbar, weil der Teig nur minimal in der Pfanne zerläuft und binnen Sekunden zu stocken beginnt. Nur beim Rechteck habe ich nach dem Backen noch das Messer zur Begradigung angesetzt.
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Und so gestaltete sich das Rezept in der Praxis
– Die Blini-Böden lieber etwas länger brutzeln lassen, damit sie nicht zu weich werden
– Nach dem Backen sollten erst die Böden auskühlen, sonst zerfließt die Crème Fraîche
– Für Fingerfood: kleine, runde Formen von maximal drei Zentimetern Durchmesser in die Pfanne klecksen
– Kreativer wird’s mit größeren Varianten wie dem Herz oder dem Rechteck; dann aber sind Teller, Messer und Gabel unerlässlich
– Lachs draufgelegt, mit Crème Fraîche verziert, fertig
– Als Deko eignen sich grober, schwarzer Pfeffer, getrockneter Dill, Chiliflocken und geraspelte Zitronenschalen
Fazit: Leicht zu machen für jedermann, einfach lecker. Und so sah unser Ergebnis dann aus:
Passionsfrucht-Cheesecake-Tartes: Die Kuchen-Alternative
Hübsch anzuschauen, hoffentlich genauso köstlich wie das Bild es verspricht und leicht zu machen: Das waren unsere Erwartungen an dieses Rezept. Das mit dem „köstlich und leicht zu machen“ klappte denn auch in der Praxis hervorragend. Nur an der Optik müssen wir noch arbeiten.
Aber von vorne: Auch dieses Rezept besteht wieder aus drei Teilen: Dem Boden, dem Cheesecake und der Passionsfurcht. Alle drei sind auch für ungeübte Backkünstler leicht zu machen.
Die Tücken des Backofens – meine Tipps aus der Praxis:
– Der Boden besteht aus zerkrümelten Keksen und Butter. Damit er nach dem Backen nicht auseinanderfällt und sich die kleinen Stücke auch als Fingerfood eignen: Unbedingt vorm Servieren kalt stellen! Am besten über Nacht!
– Der Cheesecake ist einfach ein Gedicht! Nur unser Ofen sah die Sache anders. Mit 140 Grad und 50 Minuten wie von der Autorin angegeben wäre das Topping dunkelbraun statt weiß geworden. Wir haben es daher bereits nach 40 Minuten aus dem Ofen geholt – da war es allerdings schon karamellfarben. Nächstes Mal würde ich 120 Grad und 30 Minuten ausprobieren, dann dürfte der Cheesecake auch deutlich heller bleiben.
– Das zweite Topping, die gelbe Passionsfrucht, kam dadurch natürlich auch nicht so ganz zur Geltung, weil der dunkle Cheesecake durchschimmert. Das Problem dürfte sich aber wie gesagt mit einer kürzeren Backzeit und geringerer Hitze in den Griff bekommen lassen.
– Für eine Hochzeit würde ich keine allzu großen Stücke machen. Am besten ein ganzes Backblech auslegen und die fertige Passionsfrucht-Cheesecake-Tarte nach Wunsch zerteilen.
Fazit: Himmlisch lecker, aber mit kleinen Tücken in der Herstellung. Bevor’s ernst wird würde ich mindestens einen Probedurchgang einplanen.
Fazit zum Buch „Regenbogen Tartes“
Kann ich euch das Buch empfehlen? Und wie! Allein schon wegen der ungewöhnlichen Gliederung der Rezepte nach Farben, mit der ihr zu jeglichem Farbthema süße und herzhafte Ideen findet. Ich sage nur: Cranberry/Crème Chantilly (rot), Curacao/Baiser (türkis), Matcha/Puderzucker (grün) Maronen/Baiser (gold-braun) und Feige/Joghurt (violett)!
Wenn eure Großeltern am Ende doch lieber ihr eigenes Rezept zu eurer Hochzeit beisteuern wollen: Das Buch ist einfach eine Schatzgrube an neuen Ideen und facht die eigene Fantasie an – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!
Emilie Guelpa: Regenbogen Tartes – 50 leckere Tartes in 50 Farben, ISBN 9783772479151, 128 Seiten, 20,00 Euro
Bevor die Frage aufkommt: Den süßen Wasserosen-Teelichthalter aus dem Aufmacherbild findet ihr übrigens beim Hochzeitsgezwitscher-Sponsor Westwing Now!