Wenn ich in den Wochen vor meiner Hochzeit eine Seite im Netz besonders oft besucht habe, dann war es die der Wettervorhersage. Regen wünscht sich schließlich keiner so wirklich. Und es regnete. Und regnete. Und hörte einfach nicht auf zu regnen in den Wochen vor unserer Trauung. Am Morgen zeigte das Thermometer unter zehn Grad – und dann riss die Wolkendecke auf, pünktlich zur Trauung im Garten, und ich sagte nach seinem Eheversprechen zu meinem Mann: „Es tut mir ja leid, wenn ich jetzt die Romantik störe, aber wir müssen uns anders hinstellen, sonst hat deine Frau nach der Trauung Sonnenbrand und einen Sonnenstich.“ Wir hatten also Wetterglück. Dafür vergaß der Service später beim Empfang die Häppchen zu verteilen, bis ich nachfragte. War aber auch kein Drama, schließlich hatte ich mir selbst vorher eingeschärft, was ich euch auch immer rate: Bloß nicht verrückt machen lassen!
Trotzdem gibt es aber natürlich so einiges, das schieflaufen kann bei so einem großen Fest. Eine, die das regelmäßig miterlebt, ist Fotografin Mica Zeitz von jung und wild Design aus München. Sie habe ich für euch in meiner Experten-Serie gefragt, welche Tipps sie euch geben kann, damit ihr auch unter den schlechtesten Voraussetzungen tolle Hochzeitsfotos bekommt. Denn es wäre wirklich ärgerlich diese Chance zu verpassen angesichts der rund 2000 Euro, die ihr für die Tages-Begleitung eines wirklich guten Fotografen investieren solltet. Ein guter Hochzeitsfotograf weiß natürlich mit jeder Situation umzugehen, trotzdem kann es sicher nicht schaden, wenn ihr euch auch ein wenig vorbereitet.
Mica, was also tun, wenn es aus Kübeln schütten sollte – sind schöne Paarfotos dann überhaupt noch realisierbar?
Definitiv ja! Wir können mit Regenschirm fotografieren (weiß oder durchsichtig, normalerweise sollte jeder Fotograf mit so etwas ausgestattet sein), wir können uns an der Location ein überdachtes Plätzchen suchen, oder auch in der Location fotografieren. Gerade Gegenlichtbilder mit Silhouette haben auch einen großen Charme. Wenn es ganz arg regnet, muss man einfach ein wenig flexibel sein und in den Regenpausen – oder zumindest wenn es nur nieselt – nach draußen gehen und die Zeit zum fotografieren nutzen.
Was aber, wenn etwas anderes schief geht. Was hast du da schon alles erlebt?
Zum Beispiel, dass der Pfarrer zu spät kam und sich alles verzögerte und dass das Brautkleid gerissen ist…
Au weia… Und dann?!
Klar, das mit dem Pfarrer ist eine denkbar schlechte Situation. Aber manchmal macht eben ein Unfall oder ein Stau auch einem Kirchenmann einen Strich durch die Rechnung. Sobald sich in so einem Fall absehen lässt, wann er denn nun verspätet ankommt, kann man die Wartezeit zum Beispiel schon einmal für Gruppenfotos nutzen, für Fotos mit Freunden oder sogar für die Portraitfotos – natürlich nur, wenn das Paar sich schon vor der Trauung sehen will. Die Zeit kann man aber durchaus gut nutzen. So verfliegt auch die Aufregung ganz schnell. Ich bin in solchen Situationen als Fotografin jedenfalls immer flexibel. Und keine Sorge: Ein Anruf in der Location genügt, und ihr könnt Bescheid geben, dass das Essen ein wenig nach hinten verschoben werden muss. Alternativ kann auch die eine oder andere Einlage von Gästen kürzer ausfallen. Wichtig ist nur, dass ihr euch nicht aus der Ruhe bringen lasst.
Da sind wir uns einig! Und bei der Situation mit dem Kleid? Bei meinem riss der Knopf ab, der die Schleppe hochhalten sollte… Das war aber zum Glück erst am Abend, und meine Trauzeugin hatte Nähzeug zur Hand und nähte die Schleppe kurzerhand auf der Tanzfläche wieder an. Was aber, wenn der Stoff reißt? Am besten noch gleich zu Beginn der Hochzeit…
Ärgerlich, kein Drama – solange man keines daraus macht. Denn so ein Riss ist schnell passiert: die Braut bleibt irgendwo hängen oder es tritt jemand auf die Schleppe. Denkbar ungünstig, aber sowas kann man kaschieren – wie bei dir: Die Trauzeugin sollte immer ein Notfallpaket mit Sicherheitsnadeln, Nadel und Faden dabei haben, um der Braut zur Seite zu stehen. Und was die Fotos angeht: man muss das Kleid ja nicht genau so fotografieren, dass man die gerissene Stelle sieht. Wenn der Riss zum Beispiel vorne ist, sage ich nur: auch ein Rücken kann entzücken! Ich habe auch schon Bräute gesehen, die sich einfach den unteren Teil des Kleides abgeschnitten und sich ganz selbstbewusst ein ganz neues, beinfreieres Outfit verpasst haben!
Ok, lass uns mal davon ausgehen, die ganz großen Katastrophen bleiben aus und es bleibt beim Regen am Hochzeitstag. Das heißt ja dann auch: Nix mit Bildern im warmen Abendlicht und generell schlechtere Lichtverhältnisse…
Naja, schlechtes Licht macht es uns als Fotografen natürlich nicht leicht, das perfekte Foto zu schießen. Als ausgebildeter und erfahrener Fotograf weiß man aber, wie man mit schlechtem Licht umgehen muss. Im Laufe der Jahre habe ich zum Beispiel gelernt ohne Hilfe von Aufhellern und Assistenten zu arbeiten. Ich nutze in neunzig Prozent der Fälle nur das vorhandene Licht und platziere meine Paare so, dass es für sie und das Foto am besten passt. Durch die vielen Hochzeiten, die ich schon begleiten durfte, habe ich so gut wie jedes Licht schon erleben dürfen. Es gibt für mich kein schlechtes Licht, sondern nur die Herausforderung, aus dem vorhandenen das Beste herauszuholen.
Eine Frage, die Paare mir immer wieder stellen, ist die nach dem Zeitpunkt der Paarfotos. Nach dem first look, nach der Trauung, nach dem Sektempfang, vor dem Festessen. Was sagst du als Fotografin?
Eine Hochzeit ist ein lang geplanter Tag. Um ihn genießen zu können, solltet sich das Paar zuerst einmal auf den Fotografen einlassen können…
…was schwer ist, wenn man eh schon aufgeregt ist und dann auch noch vor einer Kamera posieren soll. Ich kenne viele Paare, die da Hemmungen haben, sich völlig unbefangen vor einem Fotografen zu bewegen.
Ja, das Thema kenne ich. Viele Paare wünschen sich gleichzeitig aber natürliche und ungestellt wirkende Bilder. Genau das entspricht auch meinen Vorstellungen von modernen Hochzeitsfotos. Wichtig ist, dass man sich vor der Kamera wohlfühlt, auch wenn man solche Fotos vielleicht noch nie oder selten gemacht habt. Kleider Tipp am Rande: ein Engagementshooting ein paar Monate vor der Hochzeit hilft, die Arbeitsweise des Fotografen kennenzulernen und zu erfahren, wie es sich vor der Kamera anfühlt. Zugleich bekommen Paare so ein Gefühl dafür, welche Art von Fotos einem am besten von sich selbst gefallen.
Das macht bestimmt Sinn und die Bilder lassen sich ja dann zum Beispiel für die Einladungen verwenden. Aber so ein Engagementshooting kostet ja auch Geld, das der eine oder andere vielleicht nicht eingeplant hat. Was würdest du ihnen raten?
Den richtigen Zeitpunkt am Hochzeitstag für die Paarfotos zu wählen! Vor der Trauung sind die meisten sehr nervös und angespannt. Dann Fotos zu machen, ist sowohl für sie als auch den Fotografen nicht wirklich angenehm. Denn der Fotograf kann zwar versuchen, das Paar zu beruhigen, aber man wird die Anspannung dennoch in den Augen sehen. Anders nachmittags, wenn die Trauung vorbei ist, das Paar all seine Gäste begrüßt hat und vielleicht schon ein Stück Torte im Magen ist: dann lässt es sich meistens wesentlich entspannter und gelassener fotografieren. Ihr seid dann offiziell ein Ehepaar und dieses Gefühl ist unbeschreiblich und sollte genau an diesem Moment festgehalten werden. Außerdem bekommt man beim Paarshoooting ein paar Momente der Ruhe nur für euch zwei – und das Klicken meiner Kamera. Ohne eure Gäste habt ihr in diesen Minuten Zeit, eure Liebe nur für euch zu feiern.
Und auch das Licht spricht übrigens für den Nachmittag. Denn mittags vor der Trauung steht die Sonne sehr hoch, macht harte Schatten und damit Augenringe. Je tiefer die Sonne aber wandert, desto schöner werden die Farben, die Lichtstimmung wird weicher und ich kann als Fotografin mit stimmungsvollem Gegenlicht arbeiten. Falls es keine andere Möglichkeit gibt, außer mittags zu shooten, suche ich mir mit dem Paar in jedem Fall ein schattiges Plätzchen. Was ich persönlich eine sehr schöne Lösung finde, ist das Paarshooting in zwei bis drei kürzere Sessions aufzuteilen. Zum Beispiel kurz nach der Kirche, nach dem Kuchen und abends beim Sonnenuntergang noch einmal. Das bringt Abwechslung in die Bilder, das Paar ist nicht in einem Stück sehr lange von seinen Gästen getrennt und wir können sogar an unterschiedlichen Locations fotografieren.
Ok, aber die Location und der Zeitpunkt sind ja nur die halbe Miete. Ich sehe oft Bilder von Paaren, die sehr gestellt wirken. Was ist dein Tipp, das zu verhindern?
Jeder Fotograf weiß, dass Paare keine Profi-Models sind. Deswegen: Keine Modelposen, keine Posen, in denen ihr euch nicht wohl fühlt. Jedes Paar und jede Beziehung ist anders, deshalb solltet ihr vor der Kamera auch so miteinander umgehen, wie ihr euch wohl fühlt und wie ihr das sonst auch miteinander macht. Das eine Pärchen küsst sich gerne auf die Nase, das nächste auf die Stirn und so weiter. Mir ist wichtig, dass ihr auf den Fotos auch ihr seid, nicht das Paar Nummer 15 mit den immer gleichen Posen. Deshalb gilt bei mir auch: wenn ihr Ideen oder verrückte Einfälle habt, immer her damit! Grimassen oder eine „Insider-Begrüßungsbewegung“, einfach alles, das euch ausmacht, könnt ihr vor meiner Kamera zeigen.
Da sind wir jetzt schon voll und ganz beim Thema Planung angekommen. Kannst du meinen Lesern da noch weitere Tipps mit auf den Weg geben?
Na klar! Sofern ihr die Hochzeit selber planen wollt und keinen Weddingplaner engagiert, versucht am Hochzeitstag so viel Organisatorisches wie nur möglich an eure Trauzeugen, Geschwister und Eltern abzugeben. Ich als Hochzeitsfotografin plane selbst auch immer ein wenig mit meinen Paaren mit, behalte den Zeitplan im Auge, kümmere mich um auftauchende Fragen, kontrolliere die Frisur der Braut oder rücke das Kleid zurecht. Und noch ein ganz grundsätzlicher Tipp für eure Planungen: sucht euch eure Location und das Farbkonzept, das Essen, das Kleid und alles rund um euren Tag nach euren Wünschen aus. Versucht nicht, es anderen recht zu machen. Es ist euer Tag und er soll sich um euch drehen und euch gefallen. Geht da keine Kompromisse ein und lasst euch nicht reinreden.
Fotos: Mica Zeitz / Jung und Wild design
Eine Freundin heiratet bald. Daher ist es gut zu lesen, dass man nachmittags bessere Fotos machen kann, da das Licht besser ist. Dies werde ich berücksichtigen.