Heiraten im Jahr 2015, das heißt vor allem eines: Individualität. Chucks zum Anzug, Lederbolero zum Brautkleid, Feier im Zelt – geheiratet wird, wie’s gefällt. Das Tüpfelchen auf dem I ist die Papeterie, oft mit individuellem Logo und Farbkonzept, das sich später auch in der Deko bei der Hochzeitsfeier wiederfindet. Hätt‘ ich das mal früher gewusst! Unsere Einladungskarte haben wir in Vorblog-Zeiten selbst gebastelt und natürlich keinen Gedanken daran verschwendet, ob das mal zu Cupcake-Schildchen, Namenskärtchen oder Menükarten passt – geschweige denn, ob wir ein Farbkonzept haben werden (wir haben eins, und es beißt sich farblich ganz grauenhaft mit der Einladungskarte). Das ist zwar kein Drama, aber die Perfektionistin in mir hätte sich das dann doch anders gewünscht. Als ich mich vor Kurzem mit der Papeterie-Designerin Rebekka Bais traf, um mir ihre Werke für den Blog genauer anzuschauen, als ich in ihrer DIY-Küche saß, den Tisch aus alten Dielen bewunderte und Kaffee trank, als Rebekka schließlich ihre Hochzeitspapeterie vor mir ausbreitete, da wusste ich: Sowas hätte ich auch gerne gehabt.
Rebekka entwirft für jedes Paar ein individuelles Design, frei von jeglichen Vorlagen. Damit ihre Kunden einen Eindruck bekommen von Farben, Papiertexturen und Gestaltungselementen, hat sie ihre bisherigen Kreationen gesammelt und zeigt an diesen die verschiedenen Möglichkeiten. Denn die meisten Paare wüssten beim ersten Gespräch noch gar nicht, wohin die Reise eigentlich gehen soll, und bräuchten erst einmal Inspiration.
Die Entwicklung eines Hochzeitsdesigns
Auch Rebekka lässt sich von ihren Kunden inspirieren. Die Kennenlerngeschichte und gemeinsame Hobbys sind heiße Anwärter, um später grafisch umgesetzt im Mittelpunkt des Designs zu stehen. „Mir ist wichtig, dass ich ein Gefühl für die Brautpaare bekomme“, sagt Rebekka. Basierend auf dem gemeinsamen Gespräch entwirft die junge Designerin dann die Hochzeitspapeterie: mal edel und schlicht, mal verspielt, mal mit Logo oder Piktogramm.
Ornamente und Initialen fließen dezent ein, und jeder Bekannte des Paares dürfte den Zusammenhang unmittelbar verstehen, sobald er etwa die Einladungskarte in Händen hält. Als Beispiel sei ein Hochzeitslogo aus Initialen und Piktogrammen genannt, bei dem Rebekka Symbole einer Brezel und eines Schnurrbarts kombinierte: Die Braut kommt aus Bayern, der Bräutigam aus Frankreich.
Der Wow-Effekt
Was Rebekkas Papeterie für mich zu einer echten Empfehlung macht, ist aber nicht nur ihr Sinn für stimmige Formen, Farben und herrliches Papier. Es ist der gesamte Stil, der ohne viel Trara genau das bewirkt: Viel Trara – oder einfach einen Wow-Effekt. Er ist unaufdringlich, schlicht, das Papier matt, die Piktogramme schnörkellos und doch voll illustrativer Tiefe. Ich hätte noch Stunden damit verbringen können, die vor mir am Küchentisch ausgebreiteten Papeterie-Serien früherer Kunden von Rebekka zu bestaunen.
Als ich ihr kleines Heimbüro in der Münchner Altbauwohnung wieder verlasse, schwelge ich noch ein wenig in Ideen, wie ich doch noch eine gelungene Papeterie in meine eigene Hochzeit integrieren könnte. Vielleicht sollte ich meinen Verlobten mal darauf ansprechen, ob wir unsere Dankeskärtchen nicht gestalten lassen sollten? Dann würden unsere Gäste immerhin nach dem Fest etwas von uns in Händen halten, das sie an die Feier erinnert – wenn die Einladungskarte schon stilistisch ein wenig am Thema vorbeirauschte.