26. Oktober 2015

Es soll ja auch im Jahr 2015 noch Menschen geben, die gelegentlich das haptische Bucherlebnis suchen. Mich zum Beispiel. Wenn’s ums Lesen geht, will ich Seiten umblättern und Papier zwischen meinen Fingern fühlen. Bei der Planung unserer Hochzeit war das nicht anders. Naja, oder doch, ein bisschen zumindest: Da entschied ich mich nämlich zunächst für Excel-Listen. Studium? Reiseplanung? Ha! Papperlapp gegen so eine Hochzeitsorganisation. Und trotzdem fanden wir uns wenige Wochen vor der Hochzeit einen ganz analogen Plan bastelnd wieder, vor uns mehrere Din-A4-Seiten, Tesa, Lineal und Edding. Das Gesamtkunstwerk, quasi ein haptisches Excel-Erlebnisplakat für den ultimativen Brautpaar-Endspurt, wurde bald zur täglichen Mahnung an diverse nicht erledigte Details. Als ich…

…das papiergewordene Planungsmonster nach der Hochzeit in den Papierkorb knüllen wollte, fiel mein Blick auf den Punkt mit dem Ring-Graveur und ich musste bei der Erinnerung an jenen Nachmittag unwillkürlich lächeln. Also legte ich das Plakat ordentlich zusammen und zu den Glückwunschkarten, Rechnungen und Papeterie-Überbleibseln. Vielleicht wäre so ein Buch-Planer mit Platz für handschriftliche Notizen doch keine ganz so falsche Investition gewesen, dachte ich damals, so als Andenken an all die Erlebnisse, die man während so einer mehrmonatigen Hochzeitsplanung gemeinsam hat.

hochzeit-planung-chart

Als mich nun vor einigen Wochen der Veranstalter einer Blogparade* auf den myWeddingplanner aufmerksam machte, erinnerte ich mich an jenen Moment zurück – und beschloss, mir das Buch mal für euch genauer anzusehen, das seitenweise Infos, aber eben auch Platz für handschriftliche Notizen bietet.

Kleiner Hinweis für alle, die vor allem das Thema Geld umtreibt: In meinem Artikel über die realistischen Kosten einer Hochzeit könnt ihr euch einen ersten Überblick verschaffen, was da möglicherweise auf euch zukommen könnte. In der Kategorie Planung findet ihr zudem zahlreiche weitere Artikel zum Thema.

Der erste Eindruck

myweddingplanner-buch-rezension

Auf den ersten Blick ist klar: Der myWeddingplanner ist kein Buch, sondern ein Arbeitsheft, ein dicker Planer, der in größeren Handtaschen Platz. Nachteil: Die rund 300 Seiten sind kein Fliegengewicht.

Optisch gibt sich der Planer eher schlicht – es ist eben kein Bilderbuch zum Schmökern, sondern ein kleines Management-Tool, das ohne Fotos auskommt. Lediglich ein paar comic-hafte Schwarz-Weiß-Zeichnungen lockern das Layout auf. Ein nettes Gimmick ist das beiliegende Lesezeichen mit Satinbändchen.

Das Inhaltsverzeichnis ist übersichtlich und scheint die wichtigsten Punkte der Hochzeitsplanung bis ins Detail zu erfassen (von der Wahl des Standesamt über die Entwicklung des Hochzeitsthemas, moderne Moodboards, die Menüplanung und die Entscheidung für Trauringe bis zum Budget).

Was drin steht – kritisch betrachtet

Gleich zu Beginn stolpere ich über eine Ungereimtheit: „Sie werden mit diesem Buch chronologisch durch alle Themen geführt“, heißt es da einleitend. Und direkt im nächsten Absatz: „Bearbeiten Sie die Themen, wann Sie wollen.“ Ja, was denn nun?! Gerade die Frage, wann welches Detail geplant werden muss, ist ein ganz wesentlicher Punkt, um im Hochzeitsorganisations-Management den Überblick zu behalten.

Das Buch ist in neun große Kapitel gegliedert, die sich jeweils mehreren Planungsschritten widmen, also zum Beispiel der Wahl des Brautkleids oder der Suche nach einer Betreuung für die Kinder eurer Gäste.

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Allerdings gibt es ein und das gleiche Thema in mehreren Kapiteln. Das ist zwar einerseits logisch, weil die Planung nun mal Schritt für Schritt voranschreitet und aufeinander aufbaut, andererseits ist es auch verwirrend. Beispiel Location: Sie findet sich unter dem Planungspunkt „Feier“  in Kapitel 1, 2, 4 und 5. Um’s noch unübersichtlicher zu machen, gibt es aber in Kapitel 3, 7, 8 und 9 auch das Kapitel „Restaurant“, das sich ebenfalls mit der Location befasst. Wenn ich so planen müsste, würde mich das wahnsinnig machen, einfach weil der Überblick fehlt und ich mich gänzlich darauf verlassen müsste, dass die Autorin Christine Sperl schon an alles gedacht haben wird.

Da aber jede Feier anders ist, halte ich das quasi für ein Ding der Unmöglichkeit. In unserem Fall hätten wir zum Beispiel mit diesem Planer ziemlich auf dem Trockenen gesessen. Wein und Getränke besorgten wir selbst, da unsere Location kein Restaurant mit angeschlossenem Catering war. Den Punkt „Weinhandlung beauftragen“ habe ich allerdings nicht im Planer finden können.

Tipps, Infos, Checklisten

Die einzelnen Kapitel werden ergänzt durch Tipps, Seiten für eigene Notizen und Checklisten. Die Tipps und Infos sind teilweise sehr gut durchdacht und detaillreich (etwa die Seiten über die Gestaltungsmöglichkeiten der Torte). An anderer Stelle habe ich den Eindruck, das Thema musste aus rein redaktionellen Gründen ins Buch, so richtig zu Ende gedacht aber ist es nicht (beispielsweise geht die Autorin davon aus, dass Trauringe grundsätzlich aus Gold bestehen – Infos zu Platin, Palladium, Silber und Edelstahl fehlen gänzlich). Praktisch: Der mehrseitige Budgetplaner am Ende des Buches, der sogar ansatzweise realistisch ist. Süß gemacht: Das mit einem Satinbändchen verschließbare Kapitel übers Brautkleid – der Bräutigam soll ja schließlich nicht wissen, was seine Liebste da plant.

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Fazit

Würde ich euch den Kauf dieses Buches empfehlen? Ja und nein.

Ja, weil es trotz aller Kritik sehr detailreich ist und zahlreiche wichtige Infos parat hält, die  in anderen Planern fehlen. Der myWeddingplanner ist definitiv auf der Höhe der Zeit und hat auch schon mal etwas von Gastgeschenken und Save-the-Date-Karten gehört.

Nein, weil eben doch einige Punkte fehlen (ich konnte zum Beispiel kein Kapitel zu einem sweet table oder einer Candybar entdecken) und ich ihn schlicht für zu unübersichtlich halte.

Wenn ihr erstmal wissen wollt, was es alles bei so einer Hochzeit zu bedenken gibt, ist der Planer sicher ein guter Anfang. Nur verlasst euch bitte nicht sklavisch auf das Buch. Hätte ich den myWeddingplanner vor meiner eigenen Hochzeit gekannt und mit ihm gearbeitet, ich hätte ihn vermutlich trotzdem mit einem Planungsplakat ergänzt. Wenn auch einem etwas kleineren.

*Schlusswort – was im Himmel ist eine Blogparade?!

Das Prinzip einer Blogparade ist, dass mehrere Blogger nacheinander zum gleichen Thema einen Artikel schreiben. So soll für die Leser ein umfangreicher Pool aus Tipps und Erfahrungswerten entstehen.

Wenn ihr wissen wollt, was andere Blogger über den myWeddingplanner denken, schaut doch zum Beispiel mal bei meiner Vorbloggerin Sarah oder demnächst bei Deborah vorbei.

Übrigens: Ab dem 3. November könnt ihr hier über den besten Blogpost zum Thema abstimmen. Die drei Blogger mit den meisten Stimmen können sich über ein romantisches Wochenende, ein Candle-Light-Dinner und einen Ausflug freuen. Wenn ihr mich unterstützen wollt und mir und meinem Mann eine kleine Auszeit schenken, sage ich jetzt schon Danke für eure Stimme!

Update 15. November: Danke für eure Unterstützung und einen grandiosen zweiten Platz!

Fotos: Privat/Hochzeitsgezwitscher

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