Fotos! Inspirationen! Optische Ideen! Ja, ich weiß: Während der Hochzeitsvorbereitungen helfen vor allem Bilder. Ich geb‘ ja zu, dass auch ich Artikel manchmal gar nicht richtig lese, sondern mir vor allem die Bilder anschaue. Und das, obwohl ich doch ohne Text einfach nicht existieren könnte. Ich muss einfach schreiben, es hilft nichts. Auch im zweiten Print-Heft von Hochzeitswahn – Sei inspiriert lest ihr wieder mehrere Texte von mir: Vier Glossen und eine achtseitige Magazingeschichte. Wenn euch nach einem heiteren Text ist, dann scrollt gleich ein bisschen weiter runter. Denn dort lest ihr hier eine der vier Glossen. Wenn euch nach etwas tiefgehenderem Lesestoff ist, dann würde ich euch gern die Geschichte von Hilal und Moses ans Herz legen: auf acht Seiten erwarten euch Liebe, Drama, das ganze Program des echten, unverstellten Lebens, eine richtige, klassische Magazin-Geschichte eben. Die beiden sind für mich so etwas wie Romeo und Julia des 21. Jahrhunderts (nur mit anderem Ausgang, zum Glück). Stundenlang, in mehreren Episoden und verteilt über mehrere Tage, haben sie mir ihre berührende Geschichte erzählt.
Den Anfang will ich euch gern verraten. Und wenn er euch gefällt, könnt ihr im Magazin weiterlesen. Denn eine achtseitige Geschichte liest sich einfach besser im Print als im Netz. Und das ist er, der Beginn der
Geschichte einer großen Liebe
Moses stand in einer Sackgasse, als ihn die Kraft verließ. Rechts der Bauhof, auf dem der örtliche Gartenfachmarkt Paletten voller Blumenerde lagerte, links das verlassene Bundeswehrgelände, hinter ihm ein Feldweg ins hessische Nirgendwo, vor ihm die Trümmer seiner großen Liebe. Er konnte nicht mehr, traute sich nicht mehr, an den Traum von einem gemeinsamen Leben mit Hilal zu glauben. Hilal, jenes Mädchen mit den großen schwarzen Augen, das er vor rund einem Jahr in der Berufsschule kennengelernt hatte, Hilal, deren türkischer Vater seine Kinder in Deutschland so frei und so westlich erzogen hatte, dass er, Moses, mit seiner kurdischen Familie und ihrer traditionelleren Lebensweise ein rotes Tuch war, Sinnbild für ein Leben, vor dem der Vater seine Tochter bewahren wollte.
Musa hatten die Eltern ihn genannt, nach dem Propheten, der hierzulande Moses genannt wird, und bei dessen Namen seine deutschen Freunde ihn seit Kindestagen rufen. Moses, der Prophet, der die Nachricht überbringt. Heute würde er seiner Hilal zum letzten Mal eine Nachricht überbringen. Er würde den stillen Kampf um sie aufgeben, würde sie freigeben, auch wenn sie sich dagegen sträubte…
Die großartigen Portaitfotos der beiden hat übrigens Hannah L. gemacht, mit der ich bereits an der nächsten großen Liebesgeschichte für das dritte Heft von Hochzeitswahn arbeite. Mehr kann ich an dieser Stelle aber noch nicht verraten.
Neben der Geschichte von Hilal und Moses findet ihr im zweiten Heft natürlich auch wieder ausgewählte Fotos echter Hochzeiten sowie Inspirationen pur, bildgewaltig, liebevoll illustriert und voller Ideen rund um Papeterie, Blumendekoration, Brautkleider und vieles mehr.
Vier Glossen lest ihr zudem von mir im zweiten Heft von Hochzeitswahn – Sei inspiriert, in denen ihr mit einigem Augenzwinkern Ideen, Infos und Anregungen rund um die Hochzeit findet. Einen Perspektivenwechsel habe ich zum Beispiel mit diesem Text gewagt. Wenn euch gefällt, was ihr lest, dann gibt’s hier wie gesagt das Heft live und in Farbe mit allen Texten und Inspirationen.
Eine von vier Glossen: Mit einem lachenden und einem weinenden Auge – Die Brauteltern
Auch wenn es manchmal schwer zu glauben ist, aber Eltern sind auch nur Menschen. Vor allem Brauteltern. Das muss sich manches Paar gelegentlich mit Macht in Erinnerung rufen, sobald es sich auf das Abenteuer Hochzeit eingelassen hat. Allein das Thema Brautkleid kann die philosophische Sprengkraft einer Grundsatzdiskussion über die Frage auslösen, ob es nicht ziemlich verlogen ist, in Weiß zu heiraten. Schließlich sei das doch die Symbolfarbe der Unbeflecktheit, und dass die Frau Tochter mit ihrem künftigen Gatten schon diverse Male die Freuden sexueller Erfüllung ausprobiert hat, das sei ja wohl klar.
Ja, manchmal ist so eine künftige Braut gut beraten, ihre Notfalltröpfchen schon präventiv einzunehmen. Alternativ ist auch die Investition in eine Großpackung Kamillentee von Vorteil – oder ein tiefer Atemzug und der Versuch, sich in die Situation der Eltern hineinzuversetzen.
Heiraten?! So ein Unsinn!
Als diese nämlich so alt waren wie ihre Kinder heute, galt heiraten in vielen Kreisen als spießig, sinnlos und ein Relikt aus alten Zeiten, von denen sich die Nachkriegsgenerationen doch so sehnlich loszusagen versuchten. Nehmen wir Katharina, 31, deren Mutter ihr wenige Monate vor der Hochzeit eröffnete, was sie von der mühevollen Organisation ihrer Hochzeit wirklich hielt: nichts nämlich. Katharinas Tante beispielsweise habe sich 1986 nicht einmal getraut, im Freundeskreis überhaupt zu erzählen, dass sie auf Druck der Eltern geheiratet hatte – im kleinsten Kreis versteht sich, bei Kaffee und Kuchen nach der standesamtlichen Trauung im blauen Kostüm.
Und überhaupt, heiraten: so ein Unsinn! Romantik hin oder her, letztlich ist das in den Augen vieler Eltern doch nichts weiter als der Rückfall des undankbaren Nachwuchses in voremanzipatorische Zeiten, die die Elterngeneration doch längst hinter sich gebracht glaubte. Und dann kommt die eigene Tochter um die Ecke, und will das Fest der Liebe nicht nur feiern, sondern am besten auch noch mit Live-Band, Liebesschwur und im Designerkleid!
Dutzende Notfalltröpfen, zehn Kamillentees und fünf Abende eltern-töchterlicher Diskussion später ist zumindest dieses gesellschaftliche Generationenhindernis weitgehend geklärt: Die Eltern bleiben bei ihrer Ansicht, die Tochter samt Verlobten auch, allein das Ausmaß der Verwunderung schaukelt sich nicht mehr bei jedem neuen Planungspunkt in neue Höhen.
Vater schluckt, Mutter wedelt
Es bleibt das Drama der Hochzeit an sich. Denn aller Diskussionen zum Trotz können sich die meisten Brautmütter nicht einmal bis zur eigentlichen Trauung beherrschen und ruinieren bereits beim Anblick der fertig angekleideten Tochter das aufgelegte Make-Up. Unbeflecktes Symbolweiß hin, Designerkleid her, am Ende ist so eine fertig aufgehübschte Brauttochter eben doch Anlass für Rührungstränchen. Wenn’s schon beim getting ready so losgeht, folgt bei der Trauung meist unweigerlich ein ganzer Tränenstrom – womit wir bei den Elternemotionen wären.
Da ist der Vater, der während der Trauung alle fünf Minuten betreten schluckt und mühsam die Tränen zurückhält, und die Mutter, die alle zehn Minuten mit dem Taschentuch herumwedelt und die feuchten Augenwinkel trockentupft. Oder andersrum, wir wollen hier ja keine Klischees bedienen. Wie auch immer: Die Trauung ist die Zeit des großen Geheules – und dabei geht es nicht nur um reine Rührung, sondern auch um schlichte Verlustängste.
Mit dem Ring am Finger wird sich das Töchterlein gewiss nicht mehr so häufig melden, weniger Zeit für Besuche haben und sich ganz dem neuen Lebensmittelpunkt namens Ehemann zuwenden, so die tiefsitzenden Befürchtungen. Dass Töchter aber nicht im Moment des Ja-Wortes sämtliche emotionale Bindungen an die eigene Familie kappen, scheinen manche Brauteltern gern zu vergessen. Was präventiv hilft, ist ein ernstes Gespräch unter sechs Augen – oder ein liebevoller Brief, den die Eltern am Morgen des Hochzeitstages zugesteckt bekommen und der genau das besagt: Dass sich durch einen Ring am Finger nichts ändern wird, weil Eltern nun Mal immer Eltern bleiben und Töchter immer ihre Töchter. Aber Achtung: Taschentuch beilegen nicht vergessen!
Hochzeitswahn – Sei inspiriert, No. 2 2015, 168 Seiten, 8,20€