In München haben wir ja im Wesentlichen zwei große Messen, wenn’s ums Heiraten geht: Die „Trau dich“ im November und die „Hochzeitstage“ im Januar. Beide sind nicht unbedingt das, was man innovativ nennen möchte, vergleicht man sie etwa mit Konzepten wie der Rhein Weiss in Köln. Und doch haben sie durchaus Einiges zu bieten. Die Frage ist: Lohnt sich ein Besuch von beiden Messen? Oder reicht eine von beiden aus? Nachdem ich ja schon über die Trau dich berichtet hatte, habe ich mich nun zum Vergleichstest zu den Hochzeitstagen gewagt.
Es ist natürlich nur eine subjektive Momentaufnahme, aber für mein Empfinden ist das Publikum bei den Hochzeitstagen etwas anders als bei der Trau dich: Es ist jünger und es sind weniger Paare, dafür aber weit mehr Frauen unterwegs, viele gemeinsam mit bester Freundin oder Mutter.
Kleider, Kleider und nochmals Kleider
Jedenfalls habe ich auf der Trau dich bei weitem nicht so viele Frauen beim Anprobieren von Kleidern gesehen wie bei den Hochzeitstagen. Wenn ihr mich jetzt fragt, ob denn schöne Kleider dabei waren, kann ich nur ganz diplomatisch sagen: Nun ja, das liegt im Auge des Betrachters. Kleine, exquisite Läden wie Hey Love, The White Dress Company oder Brautgeflüster sucht man hier wie dort vergeblich.
Und das ist auch gut so. Sie passen schlicht nicht in jene Jahrmarktsatmosphäre, die einem auf den Hochzeitstagen noch um einiges stärker entgegenweht als bei der Trau dich. Wen es nicht stört, dass hunderte Besucher vorbeiflanieren und kritische Blicke auf die künftigen Bräute in ihren mal vorteilhafter, mal weniger vorteilhaft ausgewählten Tüll- und Glitzermonstern werfen, der findet an dem Konzept sicherlich Gefallen.
Sinn für Realsatire
Ihr merkt schon, wo die Reise hingeht – ich würde die Trau dich klar vorziehen: Die meisten Stände sind bei den Hochzeitstagen einfallslos hergerichtet und wenig einladend. Da war der Anbieter, der das Dolmetschen von Dokumenten anpreist (was ja, wie ich aus dem eigenen Bekanntenkreis weiß, ein durchaus nicht zu unterschätzender Faktor sein kann) und dessen Personal mit so dermaßen beleidigt-desinteressiertem Gesichtsausdruck herumstand, dass ich der Konditorei gegenüber am liebsten ein Stück Kuchen stibitzt und zur Aufmunterung vorbei getragen hätte.
Wenige Schritte weiter trieb ein Schuhladen die Ideenlosigkeit großflächig auf die Spitze. Das Konzept: Man stapele reihenweise Schuhboxen wie im Discount-Laden, stelle obenauf das jeweilige Modell und fertig ist die Stand-Architektur. Und während ich mich noch wunderte, wie die Inhaber damit ernsthaft Kunden begeistern können, raunte mir auch schon eine Frau von der Seite ins Ohr: „An dauerhafter Haarentfernung interessiert?“
Vielleicht muss man einfach ein wenig Sinn für Realsatire haben, um so eine Messe in vollen Zügen genießen zu können.
Ein Hoch auf die Ausnahmetalente
Ich jedenfalls war zwischenzeitlich derart irritiert, dass ich dem Inhaber von Blumen Aschwin aus Ismaning fast um den Hals gefallen wäre, als ich seine umwerfenden Kreationen zwischen all den lieblosen Ständen erspähte. Ähnlich erging es mir mit Lille Mus aus München, deren wunderschöne, handgefertigte Brauttaschen aus Leder ich euch demnächst noch ausführlich vorstellen werde. Auch Principessas Macarons aus der Münchner Altstadt und Finngravur mit rustikal-modernen Ideen zur Einladungs- und Tafelgestaltung aus Vilsbiburg haben wesentlich zur Stimmungsaufhellung beigetragen.
Und dann bin ich doch noch jemandem in die Arme gefallen: die liebe Judith von Skusa Schmuckgeschichten war auch wieder da, diesmal mit einem größeren und noch schöneren Stand als bei der Trau dich. Nur meine Kamera hat mich in diesem Moment im Stich gelassen und mir kein einziges vorzeigbares Foto gegönnt. Ich schätze mal, sie war wie ich vom plötzlichen Anblick einer Oase für die Sinne schlicht geplättet.
Bilderreihe von oben nach unten: Die Taschen von Lille Mus, Floristik von Aschwin, Finngravur und Principessas Macarons.