Braucht man wirklich einen Hochzeitsplaner? Oder ist das nur wieder eine dieser US-amerikanischen Ideen, die wir hier einfach übernommen haben? So wie Halloween?! Das habe ich mich zu Beginn meiner Planungen und dieses Hochzeitsblogs auch gefragt. Also das mit dem Planer, nicht das mit Halloween (was ich in etwa so dringend brauche wie eine Forelle die Wüste). Zuerst war ich der Meinung: So ein Quatsch, rausgeworfenes Geld, wir engagieren doch niemanden, um unsere Hochzeit zu organisieren! Nach sechs Monaten Planung dachte ich: Das wäre schon schön, wenn da jetzt jemanden wäre, der uns da unterstützen würde. Und nach der Hochzeit war ich sicher: Nächstes Mal heirate ich nur noch mit Hochzeitsplaner! Äh, ja. Genau das wird’s ja aber hoffentlich nicht geben. Also blogge ich – und gebe meine Erfahrung inzwischen auch mit ganz individuellen Beratungen an euch weiter. Ob ich deswegen eine Hochzeitsplanerin bin? Himmel nein! Das ist eine Wissenschaft für sich. Eine Forscherin der ersten Stunde ist Doreen Winking aus München, die Branchenkenner auch schon Mal als „Mutter der deutschen Hochzeitsplanung“ bezeichnet haben. Sie habe ich besucht und für euch interviewt.
Doreen hat 2005 in Südafrika Ja gesagt. Südafrika ist für die Hochzeitsbranche in etwa so wichtig ist wie die USA – oder vielleicht sogar noch ein Stück bedeutender, wenn es um neue Trends geht. The Pretty Blog, Southbound Bride und Tie the Knot sind nur drei Beispiele, auf denen ihr Inspirationen von der anderen Seite der Erde findet. Jedenfalls gab es zu Doreens Hochzeits-Zeiten in Deutschland noch keine Hochzeitsplaner in diesem Stil: „Ich habe mir damals während der Planungen gedacht, dass das ein spannendes Thema ist. Und ich wollte, dass wir so etwas auch hier bei uns haben“, sagt Doreen. Also kehrte sie ihrer klassischen Konzernkarriere als Controllerin den Rücken und organisierte fortan echte Traumhochzeiten, die meisten davon in Bayern und Österreich.
Ich treffe Doreen in ihrem Büro im Münchner Westend. Ein Hinterhof, ein flaches Gebäude zwischen Altbauten, der Charme der versteckten Idylle. Drinnen: Ein Raumtraum, Designerstühle, ein riesiger Tisch, hohe Wände, Weiß, der Blick in den Hinterhofgarten, Tee.
Doreen, wie verstehst du deine Aufgabe als Hochzeitsplanerin?
Hochzeiten sind ein Gesamtprojekt. Die Kunst ist, all die Ideen eines Paares zu einem umsetzbaren Gesamtkonzept zu machen. Das ist meine Kernaufgabe.
Also im Wesentlichen das Dekokonzept?
Auch, aber natürlich noch viel mehr! Die Suche nach der geeigneten Location ist zum Beispiel ein ganz eigenes Thema. Wir wussten bei unserer eigenen Hochzeit damals zum Beispiel gar nicht, welche Fragen wir eigentlich genau stellen müssen, um die Location für uns bewerten zu können. Dann kommt die Organisation des ganzen Tages dazu, die Koordination der Dienstleister – und manchmal bin ich auch einfach dafür da, um in Krisensituationen zu managen und Händchen zu halten, wenn zum Beispiel mehrere Gäste am Tag vor der Hochzeit absagen.
Nicht im Ernst?!
Doch! Ich habe es sogar schon erlebt, dass Gäste einfach gar nicht kamen, ohne abzusagen. Ich mache das ja jetzt seit neun Jahren, da erlebt man doch so einiges.
Von außen betrachtet scheint so ein Hochzeitsplaner sich aber ja vor allem mit lauter schönen Dingen zu beschäftigen…
Ganz so romantisch wie viele sich das vorstellen, ist meine Arbeit aber einfach nicht. Als Planerin übernehme ich ja nichts anderes als die Funktion einer Projektleiterin – und damit die komplette Verantwortung für das Gelingen einer Hochzeit! Ich muss das Event souverän planen, organisieren und bei Rückschlägen und auftretenden Problemen schnell Lösungen finden. Das erwarten meine Kunden von mir, und deswegen holen sie sich ja auch meine Unterstützung, um sich selbst nicht mit diesen manchmal ziemlich nervenaufreibenden Details beschäftigen zu müssen. Ich muss zugleich zwischen vielen verschiedenen Menschen vermitteln, zwischen Brautpaar, Gästen und Dienstleistern etwa. Das passiert aber alles im Hintergrund, so dass die meisten Leute tatsächlich nur die schöne Seite wahrnehmen, also wie ich eine Hochzeit dekorativ in Szene setze.
Wie lange begleitest du deine Paare im Schnitt?
Rund zwölf Monate. Das ist übrigens eines der größten Missverständnisse, wenn es ums Thema Hochzeitsplaner und ihr Budget geht: Über die Monate bin ich Dutzende Stunden mit der Organisation beschäftigt, 80 bis 150 Stunden sind es im Schnitt. In dieser Zeit kommen zahlreiche persönliche Treffen, Telefonate und Skypecalls mit meinen Kunden hinzu. Ich suche die Dienstleister in Absprache mit dem Paar aus, gebe meine Erfahrung aus neun Jahren Planung weiter, übernehme Verantwortung und entlaste damit meine Kunden, bin Ansprechpartner für alle möglichen Fragen und im Notfall 24/7 erreichbar. Und ja, das hat natürlich seinen Preis, da kommen mehrere tausend Euro zusammen.
Deine Hochzeiten haben allesamt einen klassischen, und doch wiedererkennbaren Stil. Wie stellst du sicher, dass es am Ende trotzdem eine individuelle Feier wird?
Jede Hochzeit ist und bleibt die Hochzeit des Brautpaares. Das ist mir enorm wichtig zu betonen. Im Mittelpunkt stehen die Geschichte, die Wünsche und die Vorstellungen meiner Kunden. Dafür muss das Paar aber auch bereit sein, die Projektleitung an mich abzugeben und mir einfach zu vertrauen. Klar, das ist nicht ganz einfach, aber mit der Zeit wächst das Vertrauen ja auch. Und natürlich entsteht so eine Hochzeit ja auch durch ständigen Austausch, durch gegenseitige Anregungen und Änderungswünsche meiner Brautpaareein und treffe keine Entscheidung ohne sie.
Auch wenn’s jetzt wieder nur der romantische Teil ist: Zeigst du uns zum Abschluss ein paar Beispiele, wie eine von dir gestaltete Hochzeit aussieht?
Aber klar!
Fotos: Nancy Ebert (Bilder Nr. 1,3,7,8), Marlén Mieth (2), Birgit Hart (4,6,9,10,12), Ashley Ludaescher (5), Barbara Gandenheimer (11)
Sehr guter Bericht mit tollen Tips.
Wenn man sich dran hält ist man auf jeden Fall vor bösen Überraschung geschützt.