Hochsteckfrisur oder offene Haare, glatt oder wellig, mit Haarschmuck oder ohne? Und das Make-up! Kaum sichtbar oder glamouröser Auftritt? Nähkästchen-Modus an: Ich habe mit meiner Trauzeugin erst einmal einen lustigen Nachmittag im Bad verbracht und alle möglichen Steck-, Well- und Hängvarianten mit meinen halblangen Haaren ausprobiert, bevor ich dann voller Tatendrang meine Stylisten beim Probetermin vermutlich in den Wahnsinn getrieben habe – wobei, nein, das hatte schon die Braut tags zuvor übernommen, die ihr am Hochzeitstag erst eröffnete, sie fühle sich heute irgendwie hässlich und dann das komplette besprochene Styling zwei Stunden vor der Trauung über den Haufen warf. Äh, ja. Nähkästchen-Modus aus. Ihr seht: das Brautstyling hat es in sich – mal ganz abgesehen davon, dass es ja auch zum Kleid passen muss und zum Stil der Hochzeit. Die Münchner Stylistin Nina Stock weiß, wie unsicher manche Bräute in Sachen Make-up und Frisur sind. Also hat sie einfach mal eine kleine Entscheidungshilfe organisiert und ein und das gleiche Model in vier unterschiedlichen Looks gestyled: Schlicht und wie ungeschminkt wirkend im Nude-Look, rebellisch und wild im Boho-Stil, romantisch und lieblich mit klassischem Make-up und glamourös im Retro-Stil der 50er Jahre. Das ziemlich atemberaubende Ergebnis seht ihr in diesem Artikel. Fotografiert hat den styled shoot mit den traumschönen Brautstyling-Ideen Ninas Schwägerin Denise Stock, die als Hochzeitsfotografin beim morgendlichen getting ready ebenfalls schon oft allerlei Styling-Varianten miterlebt hat.
Boho-Look: Rebellisch wie die 68er, Natur-verliebt wie die Bohémiens
Stylistin Nina beschreibt mit wundervollen Worten, worum es bei diesem Stil geht: „Kundinnen, die sich für diesen Look entscheiden, sind kreativ und romantisch, lehnen die gängigen Konventionen ab und experimentieren mit ihrer Individualität. Vorbilder für den Boho-Look sind die Freigeister der 1900er: München, Paris und London – dort entstand die europäische Bohème. In den 60er Jahren griff die Hippie-Kultur das Boho-Thema erneut auf, Woodstock und das San Francisco der Sechziger inspirieren den heutigen Boho-Look. Für das Make-up habe ich mit dunklen smokey eyes einen Akzent gesetzt, der übrige Look ist natürlich gehalten. Im Kontrast zu der wilden, rockig wirkenden Frisur steht der atemberaubende romantische Blumenkranz von Karolina Szabelski, der diesen Look bezaubernd und leicht macht.“
Nude Look: wie ungeschminkt
Nina erzählt, für wen dieser Stil in Frage kommt: „Manche meiner Kundinnen verwenden gar kein oder nur selten Make-up. „Nina, kannst du mich wie ungeschminkt aussehen lassen?“, fragen sie mich dann. Der Nude Look ist für sie die richtige Wahl. Er verleiht seiner Trägerin etwas Zartes, Elfenhaftes. Man kann ihn romantisch mit Beach Waves oder wie hier mit glatten Haaren stylen. Im Fokus steht der Teint, der klar und ebenmäßig wirkt, ohne zu stark konturiert zu sein. So entsteht ein Porzellan-Look, der die Haut strahlen lässt. Augen und Lippen schminke ich zurückhaltend mit natürlichen Töne. Die Haare werden mit Hitzeschutz behandelt und geglättet. Ein exakt gezogener Scheitel unterstreicht den klaren Look. So zart und unauffällig der Nude Look auch wirken mag: Das Styling ist dennoch aufwendig.“
50er Jahre: Retro-Look inspiriert von Audrey Hepburn
Gerne überlasse ich auch an dieser Stelle wieder Nina das Wort, die über ihre Arbeit einfach großartig berichtet: „Sie sind elegant und sophisticated; die Idole der 50er Jahre hatten immer etwas Unnahbares. Zu diesem Look hat mich die legendäre Audrey Hepburn inspiriert. Zurückhaltend interpretiert steht er so gut wie jeder Frau, in jedem Alter. Feminine Akzente wie ein aufregender roter Lippenstift und der betörende Lidstrich verwandeln jede Braut in einen Star.“
Prinzessinnen Look: Der romantische Klassiker
Das sogenannte Prinzessinnen-Brautkleid mit seinem weiten Rock ist einfach der Klassiker – und steht im Gegensatz zu Boho- und Vintagekleidern so ziemlich jeder Frau. Gerade weil das Kleid ein Klassiker im besten Sinne ist, muss das Styling dazu den gewissen Wow-Effekt haben – sonst kann das Kleid leicht bieder erscheinen. So zauberhaft in Szene gesetzt wie hier ist der Prinzessinnen-Look auch im Jahre 2016 eine süße Variante. Und wenn dann noch ein Brautstrauß wie dieser dazu kommt, ist es um mich ohnehin geschehen. Mit Anemonen kriegt man mich einfach jedes Mal wieder. Romantisch wirkt das Make-up übrigens vor allem durch diese drei Akzente: dezenter Lidschatten, hellrot glänzender Lippenstift und rosa Rouge, das die Wangen betont. Mit den großen Locken und den seitlich herabfallenden Haaren entsteht ein mädchenhafter Look, leicht und unbeschwert.
Fotos: Denise Stock, München
Produktion, Styling, Haare & Make-up: Nina Stock, München
Kleider: Atelier Maifeld, München
Floristik: Goldmann Blumenkunst/Karolina Szabelski, München