2. September 2015

Boah ne, oder?! Ein Artikel zur Brautentführung?! Dieser bayerischen Tradition des Brautverziehens? Ja, meine lieben Trauzeuginnen und Bräute, ich weiß…  Genau so habe ich auch reagiert, als ich das B-Wort zum ersten Mal im Kreise meiner Freundinnen vernommen habe. Langweilig, nervig, ein antiquierter Brauch, den keiner braucht, so meine Meinung damals. Ich wollte vor allem nicht nicht wegen eine gefühlte Ewigkeit lang von unseren Gästen getrennt werden, weil einige extra aus Belgien und Kanada angereist waren – nämlich der Trauzeuge meines Mannes und sein Bruder. Aber da hatte ich die Rechnung ohne meine Trauzeugin und beste Freundin gemacht. Sie nämlich hatte einen Einfall, der so einfach wie genial war. Und den will ich euch natürlich gern brühwarm weitergeben.

Wenn die Braut ziemlich doof guckt

Da stand ich dann nämlich irgendwann, und besagte Freundin nahm mich bei der Hand und fragte laut in die Runde: „Vermisst du eigentlich gar niemanden?“ Doch, tat ich! Mein seit rund zwei Stunden angetrauter Göttergatte nämlich zog es ganz offensichtlich vor, den Nachmittag unserer Hochzeit getrennt von mir zu verbringen.

Brautentführung? Bräutigamentführung!

Ihr wisst was kommt? Genau: Eine Bräutigam-Entführung. Ich hatte ja mit allem gerechnet, hatte mich schon darauf eingestellt, in einer Wirtschaft abgefüllt und irgendwann von einer Horde ebenso trunkener Gäste ausgelöst zu werden. Aber dass man mir den Mann entführen und den Spieß einfach umdrehen könnte, daran hatte ich nicht gedacht. Erst dachte ich ja noch an einen Scherz. Aber dann sah ich in fünf breit grinsende Gesichter meiner engsten Freundinnen und wusste: Die meinen das wirklich ernst!

Ein echtes Meisterstück

Die Idee war ein echtes Meisterstück, ums allen recht zu machen, allen voran meiner heiklen Person: Ich blieb bei meinen Gästen, mein Mann verbrachte mit seinen Entführern, jenem aus Kanada eingeflogenen Bruder und dem aus Belgien angereisten Trauzeugen, ein gemütliches Plauder-Ründchen und der Rest der Gesellschaft amüsierte sich bei fünf hingebungsvoll organisierten Spielen.

An mir war es nun, die Aufgaben zu lösen.

Fünf Auslösespiele für Humorvolle

Man mag von Spielen bei Hochzeiten halten, was man will (ich dachte immer, ich würde nichts davon halten), aber sie überbrücken Zeit (in unserem Fall zwischen nachmittäglichem Sektempfang und Festessen am Abend), machen irre Spaß (wenn sie so liebevoll geplant wurden wie bei uns), geben den Gästen Gelegenheit, gemeinsam etwas zu erleben und halten nicht zuletzt die Kinder bei Laune.

Die Grundidee

Fünf Schlüssel sollte ich mir verdienen, von denen einer die Tür zu dem Raum aufsperren würde, in dem mein Mann festgehalten wurde (fröhlich mit Bruder und bestem Freund Wein trinkend, versteht sich).

Spiel Nummer 1: Die Piñata oder „Erlege das Pony und weide es aus“

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Am Ast eines alten, knorrigen Baumes hatten meine Freundinnen ein blaues Pony mit pinkfarbener Mähne aus Pappmaché befestigt. Im Inneren befände sich der erste Schlüssel, sagte man mir und drückte mir einen schlichten Stock in die Hand. Da, bitte schön, dann mach‘ das Kunstwerk mal kaputt, das deine Freundin in stundenlanger Arbeit mit ihren Kindern gebastelt hat. Ich kann euch versichern: Es ist gar nicht so einfach, einem Pony mit diesem Augenaufschlag (habt ihr die Wimpern gesehen?!) einen Ast in den Bauch zu rammen – auch wenn daraus Luftschlangen, Süßigkeiten für die anwesende Kinderschar der Gäste und besagter Schlüssel fallen…

Spiel Nummer 2: Schlüssel-Angeln

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Kennt ihr noch dieses lustige Spiel aus Kindertagen, bei dem man mit einer kleinen Plastik-Magnet-Angel Fische aus so einem 3-D-Brettspiel angeln musste? Naja, man kann auch Herzen da raus angeln – mit verbundenen Augen, versteht sich. Für drei geangelte Herzen gab’s dann einen weiteren Schlüssel.

Spiel Nummer 3: Kerzen mit der Wasserpistole ausschießen

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Äh, ja. Schon mal versucht, mit dem dünnen Strahl einer Wasserpistole aus zwei Metern Entfernung eine brennende Kerze zu treffen?! Es ist nicht ganz so trivial, wie man meinen mag. Schon gar nicht, wenn man für 25 Kerzen ganze 30 Sekunden Zeit eingeräumt bekommt – und der Strahl der Wasserpistole umgelenkt wurde, so dass diese im neunzig Grad Winkel schießt (weshalb ich erst einmal einer neben mir stehenden Freundin den Ausschnitt wässerte).

Spiel Nummer 4: Wie gut kennst du deine Gäste?

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Drei Fragen, ein weiterer Schlüssel: Da stand ich dann also, noch ganz erschöpft vom Pony-Meucheln, Herzen-Angeln und Wasserpistolen-Bändigen. Um mich herum: Rund fünfzig grinsende Gäste. Frage 1: „Welcher deiner Gäste hat die größte Schuhgröße?“ Hallo?! Bin ich Fußfetischistin oder was?! Ja, keine Ahnung! Äh, ok, vielleicht einfach der zwei-Meter-fünf-Mann?! Glück gehabt, er war’s. Frage 2: „Wer hat am längsten studiert?“ Ok, das war leicht. „Mann meiniger! Harre aus! Ich komme dich reeeetten“, rief ich siegessicher über das Gelände.“ Frage 3: Und wer hat heute die höchsten Highheels an? Was haben die bloß mit den Füßen heute?! Ich mutmaßte: Die kleinsten Gäste? Also zwei der Damen aus der Menge gezerrt, Highheel-Pi-Mal-Daumen-Vergleich gemacht und ziemlich knapp richtig geraten. Puh.

Spiel Nummer 5: Luftballon-Erdolchen

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Fünf rosa Herzluftballons hatten meine Freundinnen auf dem weiten Gelände der Location versteckt. Sie sollte ich nun finden, mit einem Kinder-Faschingsdegen zum platzen bringen und mir so den fünften Schlüssel verdienen. Ja, na, dann mal fröhliches Suchen. Gut, dass die Kinder so eifrig mit bei der Sache waren, so dass sie mich direkt von Luftballon zu Luftballon führten.

Das Ende vom Lied? Ich hatte meinen Mann wieder, die Gesellschaft ziemlich viel Spaß, die Kinder Beschäftigung und das Servicepersonal eine kurze Atempause.

Empfehlenswert? Aber unbedingt, auch für ursprüngliche Spiele-Muffel wie meinereiner!

V, M, M, I, A: Auch auf diesem Weg nochmal ein extra großes DANKE! Ihr habt ja dermaßen gerockt – und ja, ich kann mir vorstellen, wie viel Zeit ihr in all‘ die Überraschungen investiert habt… Danke für eure Freundschaft, ihr seid unbezahlbar!

Alle bisher erschienenen Artikel über meine eigene Hochzeit:

Fotos: Privat

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