14. August 2016

Lange schon habe ich hier keine Kolumne mehr geschrieben. Ok, das könnte daran liegen, dass ich inzwischen regelmäßig lange, glossig-humorige Texte fürs Hochzeitsmagazin Sei inspiriert schreibe und es mir entsprechend vorkommt, also würde ich quasi ständig kolumnieren. Dass meine Wahrnehmung da aber ein Kleinwenig verzerrt sein könnte, darauf hat mich neulich eine Freundin aufmerksam gemacht und gefragt, ob es denn nicht mal wieder Zeit für ein Blog-Kolümchen wäre. Wäre es. In Form einer wahren Geschichte. Darf ich präsentieren? Das Making-of meines ersten styled shoots „Wie im Traum“. Vorab noch die kleine Warnung: Achtung Schmöker-Artikel – es wird ausführlich! Also: Kaffee bereitstellen bitte und gemütlich machen.

Im vergangenen Frühjahr war es, da zog es zwei Stadtkinder hinaus in die Natur und hinauf auf einen Berg. Eins der Stadtkinder war ich, das andere Jelena Moro, Freundin und Hochzeitsfotografin. Ein bisschen die müden Knochen fordern wollten wir, ein frisches Lüftchen schnuppern, vielleicht gar ein Murmeltier beobachten. Es muss Mai gewesen sein, eigentlich die ideale Wander-Jahreszeit, nicht zu heiß und nicht zu kalt, gerade angenehm, so hatten wir uns das vorgestellt.

Wanderer-Köpfe rot wie Fliegenpilze

Bei unserer Ankunft auf dem Wanderparkplatz am Fußes des Leonhardstein in der Nähe von Kreuth zeigte das Thermometer im Auto kuschlige 38 Grad. Der Weg rauf auf diesen spitzen Kegel von einem Berg ist steil, verdammt steil. Nach der ersten Viertelstunde klebten das Shirt am Rücken und Haarsträhnen an der Stirn.

Aber dann kam er, der Schicksalsweg, der sich zwischen all dem Steil ein kurzes Stück lang eben dahinschlängelt, naja, oder fast eben jedenfalls. Er führt durch eine Farnlandschaft, üppig und ursprünglich und wild wie selbst Tolkien es sich nicht hätte auenländischer ausmalen können. Kurz: ein Traum. Während unsere hochroten Köpfe wie Fliegenpilze aus dem Farndickicht herausragten und wir je einen Liter Wasser hinunterstürzten, sagte Jelena unumwunden:

„Mei du, ich hätt‘ ja so Böcke hier mal ein Shooting mit ner Braut zu machen. So zwischen den Farnen da!“

Öhm. Ja. Schon klar, dachte ich, mit dem Designerkleid im Rucksack, und dann ner Stylingrunde im Freien, während die Mücken dem Model um den Kopf schwir…

„Sag‘ mal, hast du nicht Lust?“

Äh, also…

„Stell dich mal da hin.“

Da stand ich dann in meiner kurzen Wanderhose, unter mir das Gewirr und Gekreuch und Gefleuch, das eben in farnbewachsenen Bergregionen lebt und sich gern mal an nackten Wandererbeinen labt, während Jelena den Pfad weiterging, erst zehn, dann zwanzig, dann hundert Meter, sich das Panorama mit meinem immer noch puterroten Kopf zwischen Farndickicht, felsigem Bergkegel auf der einen und weiter Ebene auf der anderen Seite mit Profi-Fotografinnenblick ansah und schließlich rief: „Das wird soooo genial! Dreh dich mal nach da! Nein, dahaaa! Das wird soooo genial!“

Startschuss zum ersten styled shoot von Hochzeitsgezwitscher

So genial, dass zuerst das lokale Forstamt eine doch eher ungewöhnliche Anfrage über eine Ausnahmegenehmigung erhielt und Wanderer und Almkühe einige Wochen später verwundert drei kleinen Staubwolken nachblickten, die die vollgepackten Autos nach sich zogen, während sie im Schritttempo den Forstweg hinaufrumpelten.

In den Autos: Sieben Ton-Zwerge, dutzende Papier-Schmetterlinge, ein Tortenkunstwerk, diverse Naschereien, ein antiker Tisch, zwei passende Stühle, sechs Kisten voller Deko-Materialien, ein Mega-Brautstrauß, ein Brautkleid, zwei Fotografinnen, eine Videografin, eine Planerin, eine Stylistin, eine Papeterie-Designerin, eine Konditorin und meine Wenigkeit (bereits nach allen Regeln der Kunst brautig aufgehübscht, die Haare toupiert und Blümchen hinter den Ohren steckend).

Aus der Idee, zu zweit ein Mini-Shooting zum Spaß zu machen, war ein ausgewachsener styled shoot geworden. Ich dachte: kann ja nicht schaden, das mal live mitzuerleben, worüber du da in deinem Blog so oft schreibst, wie nämlich diese inszenierten Hochzeitsinspirationen namens styled shoot zu Stande kommen. Auch Blogger-Kollegin Patricia Hau war von Anfang an eingeweiht, die Bilder sollten später in ihrem Print-Magazin Sei inspiriert erscheinen. Ein gutes Jahr später, jetzt nämlich, ist es soweit. Am 11. August ist die Sommer-/Herbstausgabe erschienen.

Making-of des ersten styled shoots von Hochzeitsgezwitscher (mit Trauwerk) in der freien Natur im Boho-Vintage-Stil mit dem Thema Farne

 

Zurück in die Zeit der Papier-Navigation

Aber zurück zu jenem denkwürdigen Tag, als drei vollgepackte Autos über Stock und Stein zu jenem Farngebiet rumpelten, das Jelena und ich Wochen zuvor entdeckt hatten: Nach Wochen der Planung, Organisation und einem Deko-Testaufbau in Sonjas Garten saß ich nun zusammen mit Stylistin Lisa Wolff am Steuer des Kleinwagens, während sie den ausgedruckten Wegeplan auf dem Schoß balancierte, den uns das Forstamt in die Hand gedrückt hatte. GPS? Nutzlos in einem Gebiet, das die Kartendienste nicht erfasst haben. Orientierung nach Wander-Erinnerung? Fehlanzeige: Für die Anfahrt mit dem Auto konnten wir nicht den gleichen Weg nehmen, den Jelena und ich Wochen zuvor hinaufgewandert waren. Wir mussten uns dem Gipfel von der anderen Bergseite aus nähern. Ich konnte nur hoffen, dass Lisa uns den richtigen Pfad entlangnavieren würde.

Rettungsaktion am Berghang

Mit dem Finger auf dem Papier verfolgte sie jede Kurve, jede eingezeichnete Hütte, an der wir vorbeikamen. So ein Forstwegenetz kann für Autofahrer schon ziemlich tückisch sein. Unsere einzige Orientierung: Holzschilder, die die Entfernung zur nächsten Alm angaben. In Wanderminuten. Ist ja schließlich auch ein Wandergebiet, keine Autobahn. Während wir (selbst vermutlich am meisten überrascht) nach 45 Minuten tatsächlich heil in dem Farngebiet ankamen, erreichte uns wenige Minuten später der panische Anruf eines Team-Mitglieds. Die Kollegin war der Tücke eines Wanderschildes erlegen und falsch abgebogen. Jetzt steckte das Auto im Graben. Mit einem Teil der entscheidenden Deko an Bord.

Ergo: Rettungsaktion gestartet, erst einmal versucht herauszufinden, wo genau sie denn feststeckte („Da war so eine Kurve hinter dem Baum“), Förster alarmiert, ADAC alarmiert, schließlich gefunden, Deko umgeladen, Kollegin beruhigt, mit zwei Stunden Verspätung das Shooting gestartet.

In der Zwischenzeit richtete der nicht in die Suchaktion involvierte Teil des Teams die Shooting-Plätze im Farngebiet auf rund 1100 Metern Höhe her. Dazu sollte ich vielleicht kurz erklären, dass ein typischer Hochzeits-styled-shoot aus mehreren Elementen besteht.

Making-of des ersten styled shoots von Hochzeitsgezwitscher (mit Trauwerk) in der freien Natur im Boho-Vintage-Stil mit dem Thema Farne

Die Deko: Der erste Teil des Shootings

Making-of des ersten styled shoots von Hochzeitsgezwitscher (mit Trauwerk) in der freien Natur im Boho-Vintage-Stil mit dem Thema Farne

Making-of des ersten styled shoots von Hochzeitsgezwitscher (mit Trauwerk) in der freien Natur im Boho-Vintage-Stil mit dem Thema Farne

Papeterie, Tischdeko und Floristik bilden eine Einheit, die zeigt, wie ein zum Thema passender Tisch eingedeckt sein könnte. Dazu kommt meist ein sweet table, in unserem Fall eingedeckt mit Leckereien von Ebrus Kitchen. Ich kann euch sagen! Diese Mini-Pfannkuchen mit den Himbeeren! Nach dem Shooting vergingen keine zehn Minuten und die Deko war weggeschlemmt.

 

Rund um die Braut: Der zweite Teil

Making-of des ersten styled shoots von Hochzeitsgezwitscher (mit Trauwerk) in der freien Natur im Boho-Vintage-Stil mit dem Thema Farne

Making-of des ersten styled shoots von Hochzeitsgezwitscher (mit Trauwerk) in der freien Natur im Boho-Vintage-Stil mit dem Thema Farne

Making-of des ersten styled shoots von Hochzeitsgezwitscher (mit Trauwerk) in der freien Natur im Boho-Vintage-Stil mit dem Thema Farne

Zweites Element: Styling und Brautkleid mit dem Brautstrauß. Für uns band das Team der Bergblume Tegernsee einen Mega-Strauß aus Farnen und zarten Blumen, ein Träumchen von Floristik würde ich unumwunden behaupten.

 

Pure Fotokunst: Der dritte Teil

Making-of des ersten styled shoots von Hochzeitsgezwitscher (mit Trauwerk) in der freien Natur im Boho-Vintage-Stil mit dem Thema Farne

Drittes Setting: Bilder zum Schmachten und Träumen, einfach pure Fotografie. Neben Jelena Moro begleitete auch Petra Fritzi Hennemann das gesamte Shooting. Die beiden Fotografinnen haben schon oft miteinander gearbeitet. Nachdem ich bereits schon einmal vor Petras Kamera stand, war für Jelena und mich schnell klar, dass wir sie gern als second shooter mit an Bord holen wollten. Als dritte Frau mit Kamera begleitete Franziska Schmidt von Ewalis die ganze Szenerie als Videografin. Drei Kameras und ich zwischendrin, wo ich doch eigentlich eher Kamerascheu bin – ich gab mir wirklich Mühe, nicht überfordert zu scheinen.

„Guck mal verträumt!“

Ich guckte so, wie ich meinte, verträumt auszusehen.

„Äh, ne, anders. Noch verträumter.“

Ich guckte noch verträumter.

„Das Kinn hoch.“

Kinn hoch.

Nicht so viel, etwas tiefer.“

Kinn tiefer.

„Aber nicht vergessen zu lächeln!“

Lächeln.

„Und wenn du jetzt noch die Hand da wegnehmen könntest und dich drehen…“

Ja bin ich denn Akrobat?! Hand weg. Drehung.

„Versuch dich doch einfach mal so voll zu verschrauben, so mit dem Blick über die Schulter.“

Ich guckte, träumte, kinnte, lächelte, drehte, schraubte, gab wirklich alles, Jelena und Petra riefen abwechselnd „Jaaa, so, ein Traum, genau so, bleib so!“

Und dann biss die Ameise zu. In meinen kleinen Zeh.

Petra, Jelena und Franziska sahen durch ihren Kamerasucher eine schimpfende Elbin, wie sie mit Gollumesker Mimik durchs Auenland hüpfte und sich zeternd den Schuh vom Fuß riss.

Ok, alles auf Anfang.

 

Wie im Traum zwischen Gartenzwergen und Schmetterlingen

Making-of des ersten styled shoots von Hochzeitsgezwitscher (mit Trauwerk) in der freien Natur im Boho-Vintage-Stil mit dem Thema Farne

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Making-of des ersten styled shoots von Hochzeitsgezwitscher (mit Trauwerk) in der freien Natur im Boho-Vintage-Stil mit dem Thema Farne

Farne, Natur, klassisch, edel, mit einem Hauch von Kupfer und Boho: das waren unsere Grundgedanken, als wir mit den Planungen begannen. Gemeinsam mit Hochzeitsplanerin Sonja Neubert von Trauwerk entstand so das Thema „Wie im Traum“.

Auf der Suche nach surrealen, träumerischen Elementen erinnerte ich mich an eine außergewöhnliche Dekoration, die Sonja kurz zuvor für eine echte Hochzeit umgesetzt hatte: ein riesiger Schwarm aus hunderten Papiervögeln schwebte über den Festtafeln der Location. Für unser Shooting wandelte Sonja die Idee ab – aus den Vögeln wurden Schmetterlinge.

Papeteriedesignerin Rebekka Bais, Konditorin Ebru und Stylistin Lisa balancierten dafür auf einer Aluleiter, um die Flatterlinge an den Ästen eines Baumes zu befestigen. Fürs übrige Surreale sorgten weiße Gartenzwerge, die – anders als die Leiter, versteht sich – Teil der eigentlichen Fotos werden sollten. Das Thema lautete ja schließlich „Wie im Traum“, und zumindest in Sonjas Träumen geistern offenbar des öfteren auch mal Gartenzwerge durch ein Hochzeitssetting.

Und das Ergebnis?!

Das gibt’s in zwei Teilen zu sehen: Seit dem 11. August im vierten Heft von Sei inspiriert und ab November in einem eigenen Blogpost hier auf meinem Blöglein, dann nicht nur mit dutzenden Fotos, sondern auch einem Film.

Making-of des ersten styled shoots von Hochzeitsgezwitscher (mit Trauwerk) in der freien Natur im Boho-Vintage-Stil mit dem Thema Farne Making-of des ersten styled shoots von Hochzeitsgezwitscher (mit Trauwerk) in der freien Natur im Boho-Vintage-Stil mit dem Thema Farne Making-of des ersten styled shoots von Hochzeitsgezwitscher (mit Trauwerk) in der freien Natur im Boho-Vintage-Stil mit dem Thema Farne

 

Das Team im Überblick

Fotos: Jelena Moro & Petra Fritzi Hennemann, München
Planung&Konzept: Trauwerk & Hochzeitsgezwitscher, München
Videografin: Franziska Schmidt/Ewalis, Langenpreising
Brautschmuck Designer: Daniela Zebrak & Skusa Schmuckgeschichten, München
Floristik: Die BergBlume, Tegernsee
Papeterie: Designbüro Rebekka Bais, München
Torten & Backwerk: Ebru’s Kitchen, München
Styling: Lisa Wolff/Fame Eye, München

Deko: Depot & Glücksmacher
Brautkleid: Annasul Y.
Brautschuhe Designer: Rachel Simpson

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