Jepp, dieses Bild ist ein ziemlich ungewöhnlicher Anblick auf meinem Blog. Geht hier ja schließlich ums Heiraten in Bayern und Österreich, und das da oben ist und bleibt auch bei noch so fantasievoller Interpretation ein Strand mit Meer (über den bekanntlich weder Bayern noch Österreich verfügen). Es ist die Nordsee, und um genau zu sein: ein Sandstrand auf der Insel Juist. Eingefangen aber hat diesen Augenblick eine Hochzeitsfotografin aus München, Susanne Wysocki nämlich. Kennengelernt habe ich Susanne bereits vor einem Jahr, und genauso lange will ich sie euch auch schon vorstellen. Denn Susannes Blick auf Menschen, ihre Portraits und Bildsprache zählen für mich einfach zum Besten was der süddeutsche Raum in Sachen Hochzeitsfotografie zu bieten hat.
Als wir da also neulich zusammensaßen und Susanne von sich und ihrer Passion für die Kamera erzählte, kamen wir auch auf das Thema after wedding shoot zu sprechen, also ein Brautpaar-Shooting einige Tage nach der Hochzeit. Ich will ganz offen sein: Für mich selbst wäre das VOR meiner Hochzeit nicht in Frage gekommen. Jetzt, NACH der Feier und mit dem Wissen, wie so ein Tag in der Praxis abläuft, sehe ich die Sache anders. Und genau deshalb zeige ich euch auch dieses Brautpaar-Shooting.
Inzwischen nämlich weiß ich, dass so ein Hochzeitstag unvergesslich ist, aber auch ein klitzekleines Bisschen stressig. Styling, Kleidanziehen, first look, Trauung, Sektempfang, Tränchen trocknen, Hände schütteln, Torte anschneiden, Brautentführung über sich ergehen lassen (oder auch genießen), Reden zuhören, Saal eröffnen, Menü verschmausen, Tanzfläche eröffnen, Party feiern – und, achja, richtig: Zwischendrin auch noch ein paar Fotos mit dem frisch Vermählten machen. Genau dieses Shooting wäre eine der Stellschrauben, mit der sich Stress minimieren lässt. Vielleicht habt ihr ja ohnehin schon davon fantasiert, Fotos an einem ganz anderen Ort zu machen: Auf einem Gletscher. In einer Schmalspurbahn. Im Papageienhaus. Am Meer. Weiß-der-Kuckuck-wo.
Oder aber ihr habt alles so wunderbar geplant, der Ort des Shootings liegt unweit eurer Location und dann kommt das Schicksal daher und beschert euch eine Geschichte, die ihr zwar noch im Altersheim erzählen könnt, die euch aber am Hochzeitstag aus der Bahn wirft.
Ein Geschenk mit Folgen
Genau so geschehen bei dieser Hochzeit, die Susanne als Fotografin begleitet hat. Da nämlich hatten sich die Freunde des Paares eine besondere Überraschung einfallen lassen und mal eben eine Hüpfburg gesponsert, die das Paar dann auch freudig nutzte. Zumindest ein paar Sprünge lang. „Die beiden sind abwechselnd gesprungen, kamen sich dabei immer näher, bis er auf ihrem Kleid landete und sie gleichzeitig in die Höhe katapultierte“, erzählt Susanne.
Ein Sprung, ein reißendes Geräusch, und die Wege von Brautkleid und zarter Spitze trennten sich. Vor dem eigentlichen Paar-Shooting, versteht sich. Die Bilder erzählen die Geschichte:
Ich behaupte mal, jede Braut unter euch kann nachfühlen, was das bedeutet: Das BRAUTKLEID ruiniert, bevor die Feier richtig losgeht! Ich finde ja, man sieht vor allem der Braut bei den Paarbildern die Enttäuschung an. Und dann?!
Ja, und dann beschlossen die beiden, das Beste aus der Situation zu machen, sich die Hochzeit nicht verderben zu lassen, weiterzufeiern – und das Shooting einige Tage später bei einer kleinen, feinen und höchst romantischen Hochzeitsreise auf die Nordsee-Insel Juist nachzuholen. Für Susanne keine Frage, dass sie mitreisen würde. Seit sie ihren Job als Art Director bei einer Werbeagentur aufgegeben hat, um sich ganz ihrer eigentlichen Berufung widmen zu können, begleitet sie nicht nur Hochzeiten in Bayern, sondern auch in Österreich, Italien, der Schweiz – oder eben Norddeutschland.
Ein Fotoshooting während der Hochzeitsreise als Alternative
„Ich erlebe es bei solchen after wedding shootings immer wieder, dass die Paare viel entspannter sind, einfach freier. Wir sind nicht ans Wetter gebunden, weil wir den Tag ja frei aussuchen können“, sagt Susanne ganz allgemein über ihre Erfahrungen mit Brautpaar-Shootings nach dem Hochzeitstag. „In diesem speziellen Fall haben wir sogar eine Art kleinen styled shoot daraus gemacht, also extra einen kleinen Tisch dekoriert und auch die ganze Papeterie in Szene gesetzt.“
Die Bilder, die dabei entstanden, würde ich mal mit ganz unumwunden mit episch bezeichnen wollen.
Also: Nicht verzweifeln, wenn das Shooting am Tag der Hochzeit platzen sollte oder nicht so laufen, wie ihr euch das vorgestellt habt. Es muss ja nicht gleich das Kleid ruiniert sein, aber vielleicht kommt der Zeitplan durcheinander, es regnet in Strömen, Fotos im Freien sind einfach nicht realisierbar, oder dem Familienhund ist speiübel, weil er die Bonbonniere des sweet tables geplündert hat und ihr zeitweise mit Hundebauchmassage beschäftigt seid. Was ich sagen will: Bloß nicht wegen des Shootings stressen lassen – oder es von vorneherein auf einen Tag nach der Hochzeit verlegen.
Das Making-of
Und wer jetzt noch einen Eindruck davon bekommen will, wie die Frau hinter der Kamera aussieht und was genau ich damit meinte, dass so Fotoaufnahmen an einem Tag nach der Hochzeit meist viel stressfreier sind, der kann jetzt noch in den Making-of-Bildern schwelgen.
Fotos: Susanne Wysocki, München
Brautkleid: Mode de Pol
Trauringe: Goldschmiede Josef Jaeger, Gelsenkirchen
Floristik: Blumenwerkstatt, Juist
Papeterie: Lea Kelic/daspapierlabor, Neuss