Was ist das denn für ne blöde Frage, mögt ihr leise bei euch denken. Was werden sie schon machen, die Hochzeitsplaner? Hochzeiten planen vielleicht? Ja, schon, soweit war ich auch. Aber dass man zum Beispiel ein individuellen Dekokonzept entwerfen lassen kann, dass auch eine Teilorganisation möglich ist und dass der Planer am Hochzeitstag unauffällig an der Seite des Paares ist und die Koordination der Gäste und Dienstleister vor Ort übernimmt, also das war mir nicht klar. Aber dann traf ich Sonja Neubert aus Neubiberg bei München – und war erstmal sehr skeptisch, als sie sagte, sie sei Hochzeitsplanerin. Wer braucht denn so was?! Ich zum Beispiel, weiß ich heute. Und das, obwohl ich mich zu der Klientel zähle, die man höflich umschrieben als kleine Kontrollfreaks bezeichnen würde.
Was ein Hochzeitsplaner macht? Nerven schonen!
Sonja und ihrem Trauwerk aber hätte ich nur zu gerne einen Teil der Organisation überlassen. Und warum hast du’s nicht, fragt ihr. Weil ich sie erst kennengelernt habe, als der Großteil unserer Hochzeit schon geplant war. Leider. Fragt mal mein Nervenkostüm.
Vom Konzept zur Hochzeit
Sonja zählt zu einem kleinen Kreis ziemlich lustiger Profis aus der Hochzeitsbranche. Wir treffen uns gelegentlich und tauschen uns über neue Projekte und Erfahrungen aus. Kleines Update zu diesem Artikel: 2017 haben wir zum Beispiel gemeinsam ein Konzept für eine natürliche Hochzeit mit Farnen im Freien mit Boho- und Vintage-Elementen geplant und umgesetzt. Der Titel: Wie im Traum!
Bei einem dieser Treffen wurde klar: Viele Paare – auch meine Wenigkeit samt Verlobtem – wissen eigentlich gar nicht genau, was Hochzeitsplaner machen. Sie suchen nach passenden Locations und vermitteln den Kontakt zu Dienstleistern, soviel ist den meisten klar. Aber sonst?
Klar, jeder Planer hat sein eigenes Konzept. Sonjas ist flexibel aufgebaut und richtet sich individuell nach den Wünschen der Kunden. Die „große Klammer“ bilden zwei Fixpunkte: Die Erstellung des Hochzeitskonzepts und die Begleitung des Paares am Hochzeitstag. Hochzeitskonzept? Man könnte es auch das Motto der Hochzeit nennen. Im Kern steht ein Logo, das individuell entworfen wird und auf einem Ereignis oder einer Geschichte basiert, die symbolisch für das Paar steht. Das Logo gibt der gesamten Hochzeit einen Rahmen – von den Save the Date-Karten bis zur Hochzeitstorte.
Die Liebe zu den Bergen stand Pate für eine Hochzeit unter dem Motto „Über allen Gipfeln“ (links), die Kennenlerngeschichte des Paares für das Konzept „Auf den ersten Blick“. Als studierte Grafikdesignerin legt Sonja besonders viel Wert auf ein individuelles Hochzeitslogo.
Wie Hochzeitsplaner Konzepte entwerfen: Zwei Mottos im direkten Vergleich
Direkt nach dem ersten Kennenlerngespräch entwirft die 33-Jährige das individuelle Gesamtkonzept. In den beiden Beispielhochzeiten aus diesen Bildern war das einerseits die Begeisterung des Paares fürs Wandern und die bayerischen Berge und andererseits eine spezielle Kennenlerngeschichte. Das Motto lautete entsprechend „Über allen Gipfeln“ beziehungsweise „Auf den ersten Blick“: Grüntöne und Weiß sowie Naturmaterialien wie Holz symbolisierten im Dekokonzept Berge und Natur beim Gipfel-Motto, romantisches Rosa, ein Blumenmeer und Deko-Elemente wie alte Zwicker-Brillen den „ersten Blick“.
Teilorganisation oder doch komplett planen lassen?
„Manche Paare wollen aber auch eigene DIY-Ideen einbringen. Da will ich ihnen nicht im Weg stehen! Dann entwerfe ich das Konzept und bei der Umsetzung arbeiten wir Hand in Hand.“ Andere Paare kommen erst zu Sonja, wenn sie einen Teil der Organisation bereits erledigt haben, also beispielsweise die Location schon feststeht: „Dann übernehme ich nur eine Teilorganisation. Damit alles reibungslos funktioniert, ist nur wichtig, dass die Fäden am Ende bei mir zusammenlaufen“, sagt Sonja.
Ich zum Beispiel hätte ihr gerne die Suche nach einem Caterer, einem Konditor und Musikern überlassen. Mit anderen Worten: Sobald das Gesamtkonzept steht, lassen sich alle weiteren Organisationsschritte individuell anpassen. Beim Hochzeitskonzept „Über allen Gipfeln“ übernahm das Paar zum Beispiel die Organisation einiger Dienstleister selbst. Bei „Auf den ersten Blick“ legten die Kunden die gesamte Planung in Sonjas Hände.
Die Logos der Hochzeiten: Das Hochzeitsmenu von „Über allen Gipfeln“ und das Trauheft von „Auf den ersten Blick“.
Im Zentrum der Hochzeitsplanung: Das Konzept
Bereits beim zweiten Treffen bespricht sie ihren Vorschlag mit den Kunden. Welche Locations kommen in Frage, wie könnte die Deko aussehen, welche Farben bieten sich an, welches Kleid könnte dazu passen? All das präsentiert Sonja in einem mehrseitigen, bebilderten Konzept, so dass sich die Paare von Anfang mit ihrer Hochzeit identifizieren können, auch wenn sie sie nicht selbst organisieren: „Man gibt die eigene Hochzeit ja nicht aus der Hand, nur weil man sich einen Planer dazuholt“, sagt Sonja. „Jeder einzelne Schritt wird besprochen. Klar, es gibt Paare, die wollen mit mir zum Konditor fahren und bei der Besprechung der Torte dabei sein. Anderen reicht es, wenn ich ihnen anhand einer Skizze zeige, wie die Torte einmal aussehen soll. Und natürlich buche ich keinen Dienstleister, bevor ich das nicht mit meinen Kunden besprochen habe.“
Die beiden Sitzpläne im Vergleich. Links die „Gipfelhochzeit“, rechts „auf den ersten Blick“.
Dienstleister für die Hochzeit empfehlen lassen
Dienstleister? Können wir doch selber googeln, anrufen und zum Kennenlernen treffen, werden jetzt viele von euch sagen. Ja, könnt ihr. Habe ich auch gemacht. Wochenlang. Das hat Zeit gekostet, Nerven, und Geld. Sonja dagegen macht das ganze Trara mehrmals im Jahr. Bildlich gesprochen weiß sie, wie der Hase in der Hochzeitsbranche läuft. Ich nicht. Schließlich heirate ich zum ersten Mal, Sonja sozusagen bereits zum x-ten Mal. Sie kennt ihre Pappenheimer, wie es so schön heißt. Sie weiß, in welcher Location man mit der Kommunikation mehr als bei anderen hinterher sein muss, weil das Team ein klitzekleines Bisschen zum Chaos neigt. Sie weiß, welcher Tortenkünstler nicht nur hübsch, sondern auch lecker kann. Und sie hat am Hochzeitstag das Servicepersonal, die Gäste, den Ablaufplan und den Stresspegel der Braut im Blick – und trägt ihr auch mal den liegengelassenen Brautstrauß hinterher.
Beispiel für eine von einem Hochzeitsplaner entworfene Feier
Ich persönlich habe mich ja regelrecht in das Konzept „Auf den ersten Blick“ verliebt. Als Sonja sich das erste Mal mit dem Paar traf und fragte, ob die beiden denn schon eine grobe Vorstellung davon hätten, wie die Deko einmal aussehen soll, strahlte die Braut Sonja an und sagte: „Blumen! Ich will Blumen!“ Und Blumen gab es – in Hülle und Fülle. Da will ich euch die gesamte Reportage natürlich nicht vorenthalten, fotografiert von Petra Fritzi Hennemann auf Gut Sonnenhausen.
Achtet vor allem auf die Details, sie sind bei dieser Hochzeit ein riesiger Fundus an Inspiration und Ideen: Die Brillen als wiederkehrende Dekoelemente etwa, die Namensschildchen an den Weingläsern, die Tassen zwischen den Pfeilern, das Mobile, das Spiel mit hohen und niedrigen Kerzen…
Brautkleid: La Sposa, gekauft bei Lunardi-Brautmode, Österreich
Anzug: Hirmer, München
Ringe: Juwelier Fridrich, München
Brautstrauß und Floristik: Blumen Hörl, Kirchseeon
Live Musik: Band White, Feldkirchen
Frisur und Make-up: Felicitas Brunner, München
Torte: Sweet Diva, Reithofen
Auto: Mietoldtimer, Pastetten
Location: Gut Sonnenhausen, Glonn
Kirche: St. Jakobus, Antholing/Baiern bei Glonn
Fotografiert wurden beide Hochzeiten von Petra Fritzi Hennemann.